Immer mehr Menschen in Brasilien geniessen zartes Rinderfilet. Was einst der Elite vorbehalten war, kommt nun auch bei der normalen Bevölkerung immer häufiger auf den Tisch. Die Finanzkrise macht es möglich: drastische Exportrückgänge führen derzeit zu einem Überangebot im grössten Land Südamerikas. Und während andere Fleischsorten in Brasilien teurer werden, gehen die Preise für die Filetstücke zurück. Die Konsumenten greifen kräftig zu, Supermärkte werben mit Nachlässen von bis zu 20 Prozent. Jetzt, wo sich das Ausland das gute brasilianische Fleisch nicht mehr ganz so oft leisten kann oder will, schmeckt den Brasilianern ihr Filé mignon umso besser.
Traditionell ist in Brasilien das Rinderfilet eine Speise für Gutbetuchte oder zu ganz besonderen Anlässen. Kaum einmal findet man es beim sonntäglichen Grillen, denn die Nobelste aller Fleischsorten ist vielen einfach zu teuer und zu speziell. Umso schöner, dass es jetzt deutlich billiger wird. Um 5 Prozent stiegen die Fleischpreise in der vergangenen Woche, Rinderfilet dagegen wurde 1 Prozent günstiger. Und in manchen Supermärkten gibt es daher die Kostbarkeit derzeit zum Aktionspreis und damit gut ein Fünftel billiger als zu normalen Zeiten.
Der Grund für die Preisreduktion liegt vornehmlich im Ausland. Denn dort werden hauptsächlich die besten Stücke der brasilianischen Rinder konsumiert. Aber durch die weltweite Finanzkrise sinkt die Nachfrage, die Exporte gehen zurück. Im Dezember 2007 gingen noch 107.000 Tonnen brasilianisches Rindfleisch ins Ausland, ein Jahr später waren es nur noch 89.000 Tonnen.
Derzeit wird das leckere Filé mignon (Rinderfilet) in Brasilien fast zum gleichen Preis angeboten wie das Contra-filé (Rumpsteak). Beide liegen um die 5 Euro je Kilo und sind damit ein paar Cent günstiger als Alcatra oder Maminha (Teile der Rinderhüfte). Lediglich die berühmte Picanha (Tafelspitz) ist mit 9 Euro je Kilo wesentlich teurer.