In São Paulo wird alle zwei Minuten ein Handy geklaut. Zwischen Januar und Juli dieses Jahres sind alleine in diesem brasilianischen Bundesstaat bereits 160.000 Mobiltelefone in den Händen von Kriminellen gelandet. In mehr als der Hälfte der Fälle ist dabei Gewalt angewendet worden oder sind die Opfer mit Waffen bedroht worden.
Hotspot des Handyklaus ist das Zentrum der Megametropole. Laut der Polizeibehörde zirkulieren an einem Wochentag über eine Millionen Menschen dort. Die Mobiltelefone werden aber nicht nur in der Menge der Passanten auf den Straßen, in Einkaufszentren oder in der meist überfüllten Metro entwendet. Zugeschlagen wird ebenso an weniger bevölkerten Bushaltestellen in den frühen Morgenstunden.
Selbst im geschlossenen Auto sind Fahrer und Handys nicht sicher. Kameraaufnahmen zeigen, wie Kriminelle versuchen, die Scheiben einzuschlagen, um an das Gerät zu kommen, während die Wagen vor einer roten Ampel warten.
Nach den Zahlen des Transparenzportals des Sekretariats für öffentliche Sicherheit ist es bei den 160.000 Handydiebstählen in beinahe 87.000 Fällen zu Gewalt oder Bedrohungen gekommen. Das entspricht in etwa 17 Raubüberfällen pro Stunde. Die Diebstähle ohne Gewaltanwendung werden auf 72.763 beziffert. 2020 sind im Bundesstaat São Paulo 301.000 Mobiltelefone gestohlen worden.
Viele der Geräte landen im Secondhand-Verkauf oder werden sogar exportiert. Andere werden zerlegt und der Markt der Ersatzteile damit bedient. Sichergestellt werden laut dem Sicherheitssekretariat nur etwa 20 Prozent der Apparate.
Die Kriminellen haben es aber längst nicht mehr nur auf den Apparat abgesehen. Noch bevor diese blockiert werden, können sie in wenigen Minuten mit den Smartphones Einkäufe tätigen, Geld überweisen und wichtige Daten ihrer Opfer stehlen.