Zahl der Morde bei Landkonflikten in der Amazonasregion steigen

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Immer wieder demonstrieren Brasiliens Ureinwohner gegen Landraub und Vertreibung (Foto: Marcelo Camargo/Agência Brasil)
Datum: 30. August 2015
Uhrzeit: 10:48 Uhr
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Wieder ist in der Amazonasregion ein Umweltschützer umgebracht worden. Er ist nicht das erste Opfer in diesem Jahr. Laut der Comissão Pastoral da Terra (CPT) sind in den ersten sechs Monaten 2015 bereits mindestens 23 Menschen bei Landkonflikten ums Leben gekommen. Mindestens 30 sollen allein im Bundesstaat Amazonas mit Morddrohungen leben.

Der 57-jährige Raimundo Santos Rodrigues war seit 2012 Mitglied des Rates der Reserva Biológica do Gurupi und setzte sich aktiv für den Schutz des Reservates ein. Obwohl das 270.000 Hektar umfassende Reservat lediglich von Wissenschaftlern und Forschern betreten werden darf, ist es dort zu illegalen Kahlschlägen und Holzentnahme gekommen sowie zum Anbau von Cannabis, was von Rodrigues zur Anzeige gebracht wurde. Der hatte daraufhin Morddrohungen erhalten. Am 25. August wurde er auf der Heimfahrt mit dem Motorrad hinterrücks erschossen und seine Frau verletzt.

Erst wenige Tage zuvor wurde Maria das Dores Salvador Priantes gekidnappt und mit mehreren Schüssen an einer entlegenen Straße nahe Manacapuru umgebracht. Sie hatte sich für die gerechte Verteilung von Land an die Landbevölkerung im Bundesstaat Amazonas eingesetzt.

Von der Landpastoral-Kommission (CPT) heißt es, dass die Konflikte um Land in allen Munizipien Amazonas präsent sind. Eine Zunahme wurde von dem Organ jedoch in der Großraumregion um Manaus beobachtet. Bis Anfang August seien bereits 30 Fälle von Morddrohungen bei der Polizei registriert werden. Allerdings kann von einer wesentlich höheren Dunkelziffer ausgegangen werden, da viele Betroffenen aus Angst keine Anzeigen erstatten.

Illegale Machenschaften wie der Verkauf von öffentlichem Land, Bergbau, Holzeinschlag und ebenso die vordringende intensive Landwirtschaft führen in Brasilien immer wieder zu Konflikten. Aber auch die Agrarreform trägt laut der Pastoral-Kommission dazu bei. Familien werde Land zugewiesen, ohne dass diese Konditionen hätten, dieses zu bewirten oder davon zu leben. Wenn diese aus Frust das Land verlassen und später wieder zurückkehren würden, käme es häufig zu Problemen mit denjenigen, die dann die Fläche besetzt haben. Nach Angaben der CPT hängen 15 der 23 Toten im Zusammenhang mit Landkonflikten mit dieser Praxis der Agrarreform zusammen.

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