Brasilien: TK-Behörde verbietet Verkauf von neuen Mobilfunkanschlüssen

Handyverbot

Datum: 18. Juli 2012
Uhrzeit: 20:28 Uhr
Ressorts: Kultur & Medien
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Autor: Dietmar Lang
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In Brasilien hat die oberste Telekommunikationsbehörde Anatel drei grossen Mobilfunkanbietern des Landes den Verkauf von Neuanschlüssen bis auf weiteres untersagt. Das Verbot tritt am kommenden Montag (23.) in Kraft und betrifft die Anbieter Claro, Oi und TIM sowohl im Bereich der Telefonie als bei der Datenübertragung. Marktführer Vivo nach letzten Informationen von dem Verkaufsverbot nicht betroffen.

Ausschlaggebend für die Entscheidung ist eine massive regionale Zunahme an Reklamationen in den letzten 18 Monaten (Januar 2011 bis Juni 2012) . Daher sind von den Kommunikationswächtern die Beschränkungen auch nur für die am stärksten von Netzausfällen, Verbindungsabbrüchen oder schlechter Kundenbetreuung betroffenen Bundesstaaten ausgesprochen worden. Dort verfügen laut Anatel die „angebotenen Dienstleistungen“ nicht über die entsprechende „Qualität“. Bei Claro sind dies lediglich drei Bundesstaaten, bei Oi fünf Bundesstaaten und bei TIM insgesamt 19 Bundesstaaten (siehe Liste am Ende des Artikels).

Eine Strafe müssen die Anbieter derzeit nicht fürchten, sollten sie das Verkaufsverbot einhalten. Dabei könnte sich gerade dies als äussert schwierig erweisen. Denn die „Chips“ kann man ohne jegliche Registrierung mittlerweile in vielen Zeitschriftenläden, Apotheken oder an Kiosken kaufen. Lediglich zur Aktivierung der Rufnummer wird der Nutzer beim ersten Telefonat an die Hotline weitergeleitet, die seine Steuernummer zur Identifizierung abfragt.

Claro, Oi und TIM verfügen nach letzten Statistiken über 70,12 Prozent Marktanteil in Brasilien. Sie haben nun 30 Tage Zeit, für die betroffenen Regionen einen Maßnahmenplan zur Verbesserung der Qualität vorzulegen. In vielen Fällen dürfte dieser zahlreiche Investitionen in den Netzausbau umfassen, um mehr Kunden zur gleichen Zeit das Telefonieren oder mobile Surfen im Internet zu ermöglichen. Laut Anatel-Direktor João Rezende ist dies auch dringend erforderlich. In einer ersten Stellungnahme betonte er die Herausforderungen für die Telefongesellschaften in Hinblick auf kommende Großereignisse wie der Konförderationenpokal 2013 oder de Fußball-Weltmeisterschaft 2014.

Mobilfunk ist in Brasilien weiterhin ein gigantischer Wachstumsmarkt. Im März 2012 waren im größten Land Südamerikas 250,8 Millionen Anschlüsse aktiv, was 128 Anschlüsse je 100 Einwohner entspricht. Auf Vivo entfielen dabei 74,78 Millionen Anschlüsse, auf TIM 67,217 Millionen, auf Claro 61,595 Millionen und auf Oi 46,47 Millionen. Rund 52 Millionen Kunden haben dabei schon den schnellen Übertragungsstandard 3G für mobiles Internet genutzt. Dieser Service ist jedoch bislang ausschliesslich in größeren Städten verfügbar, auf dem Land müssen sich die Nutzer mit dem deutlich langsameren EDGE zufrieden geben.

Verkaufsverbote von Mobilfunk-Neuanschlüssen im Überblick

Claro: Santa Catarina, São Paulo, Sergipe

Oi: Amazonas, Amapá, Mato Grosso do Sul, Rio Grande do Sul, Roraima

TIM: Acre, Alagoas, Bahia, Ceará, Distrito Federal, Espírito Santo, Goiás, Maranhão, Mato Grosso, Minas Gerais, Pará, Paraná, Paraíba, Pernambuco, Piauí, Rio de Janeiro, Rio Grande do Norte, Rondônia, Tocantins

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