Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass wir hier im Kongresszentrum Riocentro vom Militär bewacht werden? Wenn ja, dann lesen Sie es einfach nochmal. Doppelt hält besser! Da muss übrigens was dran sein, denn entlang des Zaunes stehen alle paar Meter keinesfalls Einzelkämpfer sondern Duos oder Trios, vielleicht sogar mal ein Quartett.
Die glotzen meistens blöd – mir sei dies verziehen – und versuchen unter ihrem roten Barett zumindest ein bisschen gefährlich auszusehen. Und das tun sie auch, aber nicht wegen Gesichtsausdruck oder Kopfbedeckung sondern ausschließlich aufgrund der Knarre in der Hand. Der Lauf zeigt zwar gen Boden, auch ist kein Finger am Abzug zu entdecken. Aber wer weiss schon, auf was sie alles ohne Rückfrage schiessen dürfen. Und Warnschüsse sollen hier in Brasilien schliesslich erst mit den SDGs, den „Sustainable Development Goals“, eingeführt werden.
Die tapferen Helden der Nation bewachen aber natürlich nicht nur mich oder meine Kollegen, sondern die wichtigen Delegierten und Minister, die sich hier herumtreiben. Und ab morgen dann auch noch ein paar Staatschefs. Hundert oder so, da dürften sie dann noch enger zusammenstehen. Das ich heute bei dem ein oder anderen tapferen Militär Musik aus seinem Handy habe kommen hören, behalte ich für mich. Es zerstört diese Morgenidylle, die ich auf dem obigen Foto habe festhalten wollen.
Zu guter letzt: während die Militäreinheiten in der Nacht nicht auszumachen waren, sind sie am Tag dafür umso präsenter. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass sie sich im Mondschein verstecken. Ich denke eher, sie haben vor mir Feierabend gemacht. Also bin ich doch niemand, denn man bewachen muss. Diese Erkenntnis trifft mich jetzt hart. Von den Rotmützen hätte ich dies nun wirklich nicht erwartet …