Mehr als 20 Jahre ist der Aufstand im Gefängnis von Carandirú nun schon her. Im Oktober 1992 waren insgesamt 111 Häftlinge getötet und 87 weitere verletzt worden. Die nun verurteilten Täter sind allesamt Polizisten. 15 Beamte sind jetzt zu jeweils 48 Jahren Haft verurteilt worden. Damit sind gegen alle 79 Täter in diesem Fall Urteile gefällt worden.
Die Verteidigung der 15 Angeklagten pochte auf Notwehr, die Anklage sah es als erwiesen an, dass sie die Häftlinge gezielt getötet hatten. In dem damals überfüllten Gefängnis kam es zu einem Aufstand, nachdem sich rivalisierende Gruppen eine Schlägerei lieferten. Insgesamt dauerte die Revolte drei Stunden, dann wurde sie innerhalb von 30 Minuten blutig von mehr als 300 Polizisten niedergeschlagen. Die Autopsien der Opfer ergaben später, dass jedes mit durchschnittlich fünf Schussverletzungen niedergestreckt worden.
Der damalige Kommandeur der Polizei, Oberst Ubiratan Guimarães, wurde bereits im Jahre 2001 zu insgesamt 632 Jahre Haft verurteilt. Wegen eines Verfahrensfehlers musste er später wieder auf freiem Fuß gesetzt werden. Im Jahr 2006 wurde Guimarães tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Vier Jahre zuvor wurde die Haftanstalt abgerissen, zum Zeitpunkt des blutigen Aufstandes galt sie als die größte ihrer Art in Lateinamerika. Der am Mittwochabend zu Ende gegangene Prozess war der letzte. Bereits im April vor einem Jahre verurteilte ein Gericht 23 Polizisten zu einer Haftstrafe von jeweils 156 Jahre, wenige Monate darauf wurden 25 Beamte zu je 624 Jahre Gefängnis verurteilt. Der vorletzte Prozess endete im März mit neun Haftstrafen in Höhe von jeweils 96 Jahren. Ein Angeklagter müsste für 104 Jahre hinter Gittern, doch nach brasilianischem Recht können Menschen höchstens 30 Jahre hinter Gittern verbringen.