In diesem Jahr findet in Brasilien die Fußballweltmeisterschaft statt. Die Wirtschaft soll durch das Turnier weiter wachsen. Dabei ist aber auch Vorsicht geboten, betonte Daniel Schär, Südamerika-Spezialist der Weberbank, in einem Gespräch auf der Diskussionsplattform ‚The European’.
„Brasilien nimmt in Südamerika eine ähnliche wirtschaftliche Schlüsselposition ein wie China in Asien. Das Land wird ökonomisch häufig mit Rohstoffen assoziiert“, erklärte Daniel Schär eine oftmalige Unterschätzung Brasiliens: „Es verfügt jedoch über einen sehr großen und wachsenden Binnenmarkt. Der Dienstleistungssektor überragt mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von gut 50 Prozent alle anderen Bereiche.“
Der WM-Gastgeber sei „dominierende Land in Südamerika“. Es ist flächenmäßig ganz klar im Vorteil gegenüber den anderen Nationen, aber man findet dort auch „die größten Konsum- und Wertpapiermärkte des Kontinents“. Die Einwohnerzahl und die Wirtschaftsleistung sind ebenfalls den Nachbarn weit überlegen.
Die beeindruckenden Zahlen sind vor allem auf die intelligente Arbeit nach dem Ende der Militärdiktatur in den 1980’er Jahren zurückzuführen. „Privatisierungen von Staatsunternehmen, Marktöffnungen für Mitwettbewerber bzw. ausländische Investitionen, gepaart mit einem stabilen, demokratischen Umfeld“ seien die Wurzeln des gesunden Baumes Brasilien, betonte Schär.
Leider ist es, anders als zum Beispiel in Europa, nicht der Fall, dass die Nachbarn von den Entwicklungen mitgezogen werden. In Kolumbien, Venezuela oder Bolivien sei oftmals „der entgegengesetzte Trend zu beobachten“. Diese Länder wechseln ihre Regierungen zu oft, öffnen sich nicht der freien Marktwirtschaft oder verstaatlichen wichtige Konzerne. Auch mit der Gründung der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) habe sich das nicht geändert. „Einigen Staaten mangelt es am Integrationswillen. Das hält aber Brasilien nicht ab, seinen Erfolgskurs weiter zu beschreiten“, erklärte der Experte und wagte eine Prognose: „Bis 2015 wird Brasilien höchstwahrscheinlich zur fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen.“
Jetzt haben wir das Jahr 2015 und bekanntlich wächst die brasilianische Wirtschaft sehr langsam. Mit Platz 5 wird es wohl dieses Jahr nichts werden.
Auf der anderen Seite muss man sich einmal vorstellen, dass der Staat Kalifornien ein größeres BIP hat als Italien und Brasilien. Und das bei nur ca. 34 Mio. Einwohnern.