Im diesjährigen Karneval von Rio de Janeiro ist die Hotelauslastung prozentual deutlich zurückgegangen. Lag die Auslastung im vergangenen Jahr noch bei 87,25 Prozent, waren es mit 77,7 Prozent in diesem Jahr gleich gute zehn Punkte weniger. Der Hotel- und Gaststättenverband der Millionenmetropole ABIH-RJ macht für den Rückgang die gestiegene Bettenzahl verantwortlich. Laut ABIH-Präsident Alfredo Lopes kamen seit Ende 2012 gut 5.000 neue Zimmer dazu.
Wie gewohnt war die Nachfrage nach Zimmern in den Stadtteilen Leme, Copacabana, Flamengo und Botafogo besonders hoch. Gut ein Drittel der Gäste (32%) kam dabei aus dem Ausland, die restlichen 68 Prozent stellten inländische Besucher des Karnevalsspektakels. An den Preisen hat sich aufgrund der gestiegenen Kapazitäten allerdings kaum etwas geändert. Die Metropole unter dem Zuckerhut ist auch weiterhin an Karneval deutlich teurer wie im restlichen Jahr, Silvester und die kommenden Fussball-WM 2014 einmal ausgenommen.
Schnäppchenjäger haben es aber seither an Karneval schwer. Wer bei geschickter und langer Vorausbuchung einen günstigen Linienflug nach Rio de Janeiro ergattern konnte, musste dann vor Ort mächtig in die Tasche greifen. Selbst in den einfachsten Backpacker-Unterkünften blüht das Geschäft mit den närrischen Tagen. Bis zum fünffachen des normalen Preises rufen die Besitzer pro Bett auf, meist muss zudem gleich ein ganzes Paket mit vier oder fünf Übernachtungen gebucht werden. Und auch bei der Verpflegung stiegen die Preise gewaltig, böse Zungen sprachen in diesem Jahr schon von „venezolanischen Verhältnissen“ aufgrund der dortigen Inflation von über 50 Prozent.
Vor allem die inländischen Touristen beschwerten sich über die inflationären Preise zu Karneval. Ein Mittagessen kostete schnell einmal das Doppelte oder Dreifache, auch Taxis und Bars verlangten oft Fantasiepreise. Da wurde einfach überall mit einem absurden „Touristenzuschlag“ von 5, 10 oder 20 Reais kalkuliert und das auch noch freimütig zugegeben. Anscheinend rechnet man in den Karnevalshochburgen nicht damit, dass die Besucher nochmals in die vermutlich bald fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt zurückkehren. Aber das waren in diesem Jahr nach vorläufigen Schätzung alleine in Rio de Janeiro gut 1 Million, landesweit sollen es sogar 6,6 Millionen gewesen sein. Und diese haben etwa 6,1 Milliarden Reais – rund 1,9 Milliarden Euro – in die brasilianischen Kassen gespült, rund 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den gestiegenen Preisen dürfte allerdings der persönliche Konsum deutlich nachgelassen haben.