Brasilien will bis zum Jahr 2013 weitere 6.000 Kilometer Schienenstrecke bauen. Dies kündigte Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva am Dienstag (21.) bei einem Besuch der „Ferrovia Norte-Sul“ im Bundesstaat Tocantins an. Die Bahnstrecke soll zukünftig den Norden des Landes durchgängig mit den Ballungszentren im Süden verbinden und wird vornehmlich für den Güterverkehr genutzt. Nun wurde mit dem Bau eines Verbindungsstückes zwischen Tocantins und Goiás begonnen.
Lula erinnerte daran, dass das Projekt „Ferrovia Norte-Sul“ bereits 1987 während der Regierungsperiode von Staatspräsident José Sarney auf dem Tisch lag, jedoch immer wieder aufgrund „mangelndem Interesses“ verschoben wurde. Auch er sei bei der Realisierung des Projektes auf massiven Widerstand gestoßen und sei heftig kritisiert worden. „Fakt ist, dass die Baumassnahmen 17 Jahre dauern und nur 215 Kilometer realisiert wurden“ so das Staatsoberhaupt in einer kurzen Ausführung.
Für ihn habe der Ausbau des brasilianischen Schienennetzes einen hohen Stellenwert. Am Ende sollen die Gleise wie „Fischgräten“ die einzelnen Bundesstaaten miteinander verbinden und so einen wichtigen Beitrag für die Infrastruktur des Landes bilden. Der Ausbau des Transportwesens im Land bedeute zudem „mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne, mehr Kaufkraft und eine Verbesserung der Lebensqualität“.
Das Eisenbahnnetz in Brasilien ist recht dünn gestreut, oft nur eingleisig und vor allem meist in einem schlechten Zustand. Erst in den letzten Jahren wurde der Güterverkehr wieder mehr vor der Strasse auf die Schiene verlagert. Noch immer gibt es keinen einheitlichen Standard für Spurweiten, so dass der Bahnverkehr nicht effektiv über das ganze Land genutzt werden kann. Passagierzüge gibt es kaum, meist sind dies dann lediglich touristische Ausflugsziele wie der „Trem do Pantanal“ im Bundesstaat Mato Grosso do Sul oder die Zugverbindung zwischen Curitiba und Morretes in Paraná.
Größte Infrastrukturmassnahme für die Schiene ist derzeit allerdings die geplante Schnellbahnverbindung zwischen Rio de Janeiro und São Paulo (Campinas). Der „Trem de Alta Velocidade“ (TAV) soll bis zur Olympiade 2016 fertiggestellt sein, die Baukosten werden mit umgerechnet rund 8,4 Milliarden Euro veranschlagt.
Foto: Ricardo Stuckert/PR