Brasiliens Arbeiterpartei PT hat am Sonntag in Brasília die ehemalige Ministerin im Präsidialamt Dilma Rousseff als Kandidatin für das Amt des Staatspräsidenten nominiert. Die Wunschkandidatin des scheidenden Amtsinhabers Luiz Inácio Lula da Silva, der nach seiner Wiederwahl 2006 nicht erneut antreten darf, konkurriert damit bei der am 03. Oktober 2010 stattfindenden Wahl unter anderem mit dem ehemaligen Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, José Serra (PSDB) und Ex-Umweltministerin Marina Silva (PV).
Nach der symbolischen Abstimmung erklärte Rousseff, die Politik ihres Vorgängers weiter zu führen, allerdings mit femininen Note. „Eine Frau, die ein Brasilien des Lula schaffen wird, aber mit der Seele und dem Herz einer Frau. Unser Präsident Lula hat das Brasilien verändert. Die Kontinuität, die Brasilien will ist die Kontinuität der Veränderung“ so die 62-jährige. Sie wolle fortführen, die Ungleichheit zwischen den Menschen zu verringern. „Die Entfernung zwischen träumen und handeln kann wesentlich geringer sein als wir uns das vorstellen können, wenn wir den Mut und die Kompetenz dafür besitzen“ so die resolute Politikerin.
Rousseff nahm die Kandidatur im Beisein von Staatspräsident Lula da Silva, dessen Ehefrau Marisa Letícia da Silva sowie dem derzeitigen Vize-Präsidenten José Alencar sowie ihrem im Falle eines Wahlerfolges auserwählten Vize Michel Temer und weiteren hochrangigen brasilianischen Politikern an. Vor der offiziellen Nominierung hatte das amtierende Staatsoberhaupt das Wort ergriffen und erklärt, er sei sehr froh, das Präsidentenamt an eine Frau zu übergeben. „Dass ich Dilma ausgewählt habe, bedeutet, dass es möglich ist, die Dinge fortzuführen, die wir in diesem Land gemacht haben“ so Lula, der nach zwei Wahlperioden nicht erneut antreten darf.
„Ich habe keine Zweifel, dass ich nach Boa Viagem [Strand in Refice, Pernambuco] gehen kann und ein Kokoswasser trinken kann, weil sie [Dilma] mit der grössten Ruhe regieren wird. Das Wunder der Regierung ist die Ernennung des Teams. Und Dilma kann ein Team einrichten. Wenn ihr glaubt, Lula sei hart, dann werdet ihr jetzt sehen, wie [hart] sie sein wird“ scherzte der beim Volk äusserst beliebte Staatspräsident.
Nach letzten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Ibope liegen Rousseff und ihr ärgster Konkurrent José Serra von der sozialdemokratischen Partei PSDB mit 37 Prozent gleich auf. Weit abgeschlagen auf dem dritten Platz kommt die von der PT zu den Grünen gewechselte ehemalige Ministerin Marina Silva mit 9 Prozent.
Foto: Valter Campanato/ABr