José Serra offiziell als Präsidentschaftskandidat bestätigt

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Datum: 13. Juni 2010
Uhrzeit: 00:42 Uhr
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Autor: Dietmar Lang
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Der Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Brasiliens PSDB hat am Samstag (12.) den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, José Serra, offiziell als Präsidentschaftskandidat bestätigt. Er gilt derzeit nach Umfragen als stärkster Konkurrent von Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silvas Wunschkandidatin, Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT. Die Wahlen, bei denen neben dem Staatspräsidenten auch Senatoren, Kongressabgeordnete und Gouverneure neu bestimmt werden, finden am 03. Oktober statt.

Serra geizte in seiner Antrittsrede als offizieller Kandidat der in Brasilien eher konservativ ausgerichteten Partei nicht mit Kritik an der derzeitigen Regierung. Zudem betonte er mit Nachdruck seine Haltung gegenüber dem „Respektieren der Freiheiten“, was seiner Aussage derzeit in Brasilien nicht geschehe. „Ich glaube an die Demokratie und dies ist kein Glaube an die Gelegenheit. Viele Politiker oder Parteien, die sich als Demokraten präsentieren, verachten die Demokratie bei ihren täglichen Aktionen. Aber anders als die politischen Gegner ist die Verpflichtung zur Demokratie kein taktisches oder instrumentelles Mittel für mich. Es hat einen bleibenden Wert. Unverhandelbar.“ so Serra.

Der Politiker kritisierte zudem Regierungschefs, die mit nicht demokratischen Ländern Beziehungen eingingen. „Ich glaube an die Menschenrechte, in Brasilien und auf der ganzen Welt. Wir müssen nicht ständig Diktatoren in allen Ecken des Planeten loben, nur weil sie eventuelle Verbündete sein könnten“. Serra spielte damit unter anderem auf die Verhandlungen zwischen Brasilien und den Iran im Atomstreit an. Auch die Bündnisse und die Zusammenarbeit mit Venezuela und Kuba gehen dem 68-jährigen zu weit.

Serra wurde 1986 erstmalig als Abgeordneter der Partei der Brasilianischen Demokratischen Bewegung (PMDB) ins Parlament in Brasília gewählt. 1988 war er Mitbegründer der PSDB und erhielt 1990 aberals einen Sitz im Nationalkongress, jedoch nun als Abgeordneter der neuen Partei. 1994 wurde er Senator des Bundesstaates São Paulo, 1995 und 1996 berief ihn der damalige Präsident Fernando Henrique Cardoso als sein Planungsminister erneut nach Brasília. Von 1998 bis 2002 war er Gesundheitsminister. Im Jahr 2002 kandidierte er erstmalig um das höchste Amt im Staat, verlor jedoch gegen den jetzigen Amtsinhaber Lula da Silva. 2004 wurde er zum Bürgermeister von São Paulo gewählt, 2006 erreichte er bei den Gouverneurswahlen im Bundesstaat São Paulo bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.

Serras stammt aus einer Immigrantenfamilie der unteren Mittelklasse. Trotz finanzieller Schwierigkeiten war es ihm möglich, mit 18 Jahren ein Bauingenieurstudium in São Paulo zu beginnen. Dort kam er in Kontakt mit der lokalen Studentenbewegung, in welcher er mit der Zeit aktiv mitarbeitete. Nach dem Militärputsch 1964 wurde er politisch verfolgt und ging für insgesamt 14 Jahre ins Exil, wo er verschiedene Studienabschlüsse erlangte. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Wirtschaftsdozent an der Universität von Campinas (São Paulo) und engagierte sich erneut politisch an der Seite des späteren Präsidenten und politischen Ziehvaters Henrique Cardoso.

Foto: Fabio Rodrigues Pozzebom/ABr

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