AF 447: Brasilien widerlegt Anschuldigungen aus Frankreich

Datum: 03. Juli 2009
Uhrzeit: 16:37 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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af-447-suchgebiet-1Die brasilianische Luftwaffe hat die Anschuldigungen der französischen Behörde für Unfallanalyse BEA scharf verurteilt und zugleich wirderlegt. In ihrem Zwischenbericht zum Absturz von Flug AF 447 hatten die französischen Ermittler „Unregelmässigkeiten“ bei der Übergabe des Fluges an die Flugaufsicht in Dakar festgestellt. Demnach sei der Flug nicht wie vorgesehen an die afrikanischen Kollegen übergeben worden. „Dakar hat keinen Flugplan erhalten, man hat sie in der Adressatenliste vergessen“ erläuterte Chef-Ermittler Alain Bouillard. Daher sei das Verschwinden des mit 228 Personen besetzten Airbus erst Stunden später bemerkt worden.

In Brasilien hat man mit Empörung auf die Anschuldigungen und Unverständnis reagiert. Im grössten Land Südamerikas ist die Überwachung der zivilen Luftfahrt Aufgabe der Luftwaffe und damit dem Verteidigungsministerium unterstellt. Militärisch genau veröffentlichte daher die zuständige Abteilung umgehend einen ausführlichen Bericht über die tatsächlichen Ereignisse in der Unglücksnacht vom 31. Mai auf den 01. Juni. Auch die fragliche telefonische Übergabe wurde per Audiodatei veröffentlicht (siehe Podcast). In dem Tondokument ist nachweislich auch von Flug AF 447 die Rede, die Kollegen in Afrika waren also nach Meinung des brasilianischen Militärs durchaus informiert.

In ihrer Gegendarstellung erklärt die Luftwaffe zudem, dass Flug AFR 447 wie fast alle Flüge einem regelmässigen Flugplan folgte und diese Pläne allen Flugleitstellen auf der geplanten Route jederzeit zur Verfügung stehen. Am 31. Mai 2009 um 22.33 Uhr BRT hatten die Fluglotsen der Sindacta III letztmalig Funkkontakt mit der Besatzung des Airbus A 330-200. Dort wurde der brasilianischen Flugleitstelle (ACC ATLANTIC) bestätigt, dass das Flugzeug zur vorgesehenen Zeit die virtuelle Position „TASIL“ überfliegen würde. Daraufhin wurde die Flugleitstelle in Dakar (ACC DAKAR) telefonisch informiert, dass AFR 447 um 23.20 Uhr an diesem Punkt ankommen würde. Demnach war ab dort Dakar für die Überwachung des Fluges verantwortlich. ACC DAKAR bestätigte den Erhalt der Information.

Todesflug AF 447 wurde 2 Stunden nicht vermisst!

Die brasilianische Luftwaffe weist in ihrer Darstellung der Ereignisse auch darauf hin, dass gemäss aufgrund einer Vereinbarung zwischen beider Länder (Brasilien und Senegal) nur dann eine Meldung an die jeweilige Gegenstelle notwendig ist, wenn das Flugzeug nicht spätestens drei Minuten nach dem geplanten Zeitpunkt sich mit der Flugleitstelle in Verbindung gesetzt hat. Aus diesem Grund ging die Verantwortung für den Flug zumindest theoretisch um 23.20 Uhr auf die Flugleitstelle ACC DAKAR über, Brasilien erwartete keinerlei Bestätigung für die Übergabe.

Da in der Region der Luftüberwachung fast ausschliesslich über Kommunikation verläuft, hätte ACC DAKAR allerdings den Eintritt von Flug AFR 447 um 23.20 Uhr überprüfen müssen. Zudem wäre spätestens aufgrund fehlenden Funkkontakts um 23.23 Uhr eine Alarmmeldung an die brasilianische Luftaufsicht über eventuelle Probleme notwendig gewesen. Eine Anfrage über den Flug, so die Stellungnahme des brasilianischen Militärs weiter, wurde jedoch von der Flugleitstelle in Afrika zu diesem Zeitpunkt nicht vorgenommen.

Erst zwei Stunden später um 01:20 Uhr am frühen Morgen des 01. Juni 2009 setzte sich die Flugaufsicht in Dakar dann endlich mit ACC ATLANTIC in Verbindung. Nach letzten Informationen erfolgte der Anruf allerdings erst, nachdem die Kollegen aus Cabo Verde in Senegal über die Position des Fluges AF 447 nachgefragt hatten. Durch eine Nachlässigkeit oder einen Fehler in der Flugleitstelle in Dakar (Senegal) wurde der Airbus A 330-200 mit seinen 228 Personen an Bord damit zunächst rund zwei Stunden überhaupt nicht vermisst! Ab 02.20 Uhr wurden dann in Brasilien alle notwendigen Informationen zusammengetragen, um die Suche im von Brasilien überwachten Luftraum einzuleiten. Um 03.40 Uhr wurde die brasilianische Luftwaffe angewiesen, direkt bei Sonnenaufgang die geplante Route von Flug AF 447 nach der vermissten Maschine abzufliegen.

Beim schwersten Flugzeugunglück der vergangenen Jahre waren in der Nacht zum 01. Juni alle 228 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der erst vier Jahre alte Airbus A 330-200 mit der Flugnummer AF 447 war von Rio de Janeiro in Brasilien nach Paris in Frankreich unterwegs. Von den 216 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern aus insgesamt 32 Ländern konnten lediglich 51 sterbliche Überreste geborgen werden. 35 davon wurden bislang von brasilianschen Spezialisten identifiziert (mehr…) .

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