Ein Lied der Musikgruppe Vengaboys sorgt derzeit in Brasilien für einige Aufregung. Der neue Clip zu dem bereits 1998 veröffentlichten Song „2 Brazil“ besticht durch wippende, rollende und hüpfende Brüste. Und nur durch diese. Lediglich die Brustwarzen sind verdeckt, abgeklebt oder anders „geschmückt“ und „verziert“. Innerhalb von einer Woche verzeichnete das Video über 1,2 Millionen Aufrufe.
Für die Verantwortlichen in Brasília dürfte dies erneut die Reduzierung auf Sex und nackte Tatsachen darstellen. Dass die Tourismusbehörde des südamerikanischen Landes diesbezüglich sehr dünnhäutig geworden ist, sollte seit dem Adidas-Eklat wohl international bekannt sein. Der Sportartikelhersteller musste in den USA zwei T-Shirts aus dem Verkauf nehmen, da auf selbigen sexuelle Anspielungen gemacht zu sehen waren. Auf einem der Shirts mit einer Bikini-Schönheit vor dem Zuckerhut stand „Lookin’ to score“ darüber, was nur als Anspielung für ein Tor, sondern auch für sexuellen Kontakt interpretiert werden kann. Auch Staatspräsidentin Rousseff hatte sich am Ende in die Diskussion eingeschaltet und erneut auf den angeblichen Kampf Brasiliens gegen Sextourismus hingewiesen.
Ihre Worte jedoch klingen mittlerweile wie Hohn. Denn in Brasilien glaubt kaum noch jemand den entrüsteten Worten aus dem Regierungspalast. Erst vor wenigen Tagen hatten Journalisten aus verschiedenen Ländern fast zeitgleich ausführlich und mehr als aussagekräftig über die zunehmende Kinderprostitution im Rahmen der Fußball-WM berichtet. So sollen beispielsweise seit Monaten zahlreiche Mädchen – viele nicht älter als 10 oder 12 Jahre – bei der WM-Arena Corinthians in São Paulo von den dortigen Bauarbeitern für umgerechnet 3,50 Euro missbraucht werden. Aber auch in Fortaleza im Nordosten des Landes sollen immer mehr und immer jüngere Buben und Mädchen sexuell ausgebeutet.
Die brasilianische Regierung hat zwar den sexuellen Missbrauch nun zum „abscheulichen Verbrechen“ ernannt, so daß die Justiz härtere Strafen verhängen kann. Vor Ort wird den Kindern jedoch nicht geholfen. Und auch die FIFA schweigt dazu. Kritiker werfen Brasilien daher vor, seit Jahren nur das saubere Image an den Postkartenmotiven zu pflegen und die wahren Problemen weiter in den dunklen Gassen der Favelas zu lassen. Und sich eben künstlich über T-Shirts aufzuregen oder Porno-Seiten mit Brasilienbezug abzumahnen. Mit einer Stellungnahme zur den alten neuen Busen-Clip der Vengaboys dürfte daher schon bald zu rechnen sein.