Brasilien mahnt scheinbar seit Monaten Internetseiten auf der ganzen Welt ab, die nach Meinung der Verantwortlichen aufgrund von erotischen Inhalten das „brasilianische Image“ beschädigen. Dies geht aus einer am Donnerstag (17.) von der deutschsprachigen Nachrichtenagentur agência latina press veröffentlichten Reportage hervor. Demnach soll ein vom Tourismusministerium beauftragter Dienstleister „Mails mit eindeutigem Drohcharakter“ an die Inhaber der Webseiten verschicken und diese zur Löschung der beanstandeten Inhalte auffordern.
Die Sexseiten würden “brasilianische Identität” beschädigen, so das Ministerium. Auch der Wunsch der Regierung, Brasilien als beliebte Urlaubsdestination zu stärken, werde durch die Pornografie mit Brasilienbezug behindert. Vor allem jedoch würde dadurch indirekt der Sex-Tourismus ins größte Land Südamerikas propagiert, impliziert die elektronische Post, die lediglich “mit freundlichen Grüßen, Tourismusministerium” unterzeichnet ist und keine weitere Telefonnummer oder Adresse für eine Kontaktaufnahme enthält.
Nähere Informationen über die umstrittene Maßnahme waren laut agência latina press bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Obwohl der in Brasília ansässige Dienstleister Axur die Aktion bestätigt hatte, wusste man im Ministerium zunächst nichts davon. Auch bei der Tourismusbehörde Embratur war man laut der Reportage „mehr als überrascht“. Erst nach mehrfacher Nachfrage bestätigte die Presseabteilung des Tourismusministerium schließlich die klammheimlich durchgeführte Kampagne.
Axur arbeite bereits seit Jahresbeginn 2011 für die Behörde und sei verantwortlich, das „Szenario im Internet“ zu überwachen. Ziel sei es, das Image des Tourismusministeriums sowie das Bild eines nachhaltigen Tourismus in Brasilien zu wahren. Daher versende man „freundliche Briefe“ und keineswegs „Aufforderungen“. Den Inhabern solle dabei vermittelt werden, dass das brasilianische Tourismusministerium sich über die Existenz von Domains im Klaren sei, welche den Namen Brasilien mit Pornografie verbinden würden. Die Eigentümer sollten sich daher überlegen, ihre Inhalte diesbezüglich zu trennen.
Dass das Schreiben jedoch keinesfalls so „freundlich“ daherkommt, wie behauptet, lässt sich an der in der Reportage veröffentlichten Mail feststellen. Hier wird von „einem ersten Schreiben“ gesprochen, zudem würde die Webseite „die nächsten sieben Tage“ in Hinblick auf die geforderten Änderungen „überwacht“ werden. Und nicht zuletzt wird auf die hohen Strafen hingewiesen, die in Brasilien bei der Förderung der Prostitution und der sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen drohen.
Nähere Angaben über die Auswahlkriterien der Webseiten sowie den bisherigen erfolg der langfristigen Maßnahme liegen bislang nicht vor. Die augenscheinlich „verdeckte Operation“ könnte allerdings zu einem Bumerang für das Ministerium werden – sollte einer der Betroffenen den Rechtsweg beschreiten. Schließlich werde den ausländischen Unternehmern indirekt unterstellt, mir ihren legalen Erotikangeboten für Erwachsene den illegalen Sex-Tourismus in Brasilien zu propagieren.