Mehr als 2 Millionen Menschen haben am Samstag (5.) in Rio de Janeiro in Brasilien ausgelassen den Karneval auf der Strasse gefeiert. Im Herzen der Samba-Metropole fand traditionell der Umzug „Cordão do Bola Preta“ statt, der trotz regnerischem Wetter damit einen neuen Besucherrekord aufstellen konnte. Waren 2008 lediglich 500.000 Narren erschienen, versammelten sich im vergangenen Jahr bereits rund 1,5 Millionen zum grössten „Bloco“ der Stadt.
Sollte sich die diesjährige Besucherzahl bestätigen, könnte der Umzug den großen Konkurrenten aus Recife, den „Galo da Madrugada“ aus dem Guinness-Buch der Rekorde verdrängen. Die Veranstaltung im Nordosten erlangte bereits 1995 die begehrte Auszeichnung als weltweit größter Umzug. „Nichts gilt für die Ewigkeit. [..] Die Bevölkerungszahl in Rio ist ja auch viel größer als die in Recife“ erklärte Rômulo Menezes, Leiter der Veranstaltung, in Hinblick auf den möglichen Verlust des Titels. In der Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco hatten sich ebenfalls am Samstag rund 1,6 Millionen Menschen versammelt.
Auch der leichte Regen an der Copacabana hielt die Menschen nicht davon ab, auf die Strassen zu strömen. Rund die Hälfte davon, also knapp 1 Million, sollen zudem Besucher aus anderen Teilen Brasilien oder dem Ausland gewesen sein. Einheimische und Gäste tanzten den ganzen Tag lang über die Avenida Rio Branco im Finanzviertel der Stadt. Muse der Veranstaltung war die nicht nur in Brasilien populäre Sängerin Maria Rita, die in der Nacht zuvor noch in São Paulo mit der Sambaschule Vai-Vai über die Paradestrecke im dortigen Sambódromo defilierte. Sie verpasste aufgrund eines Problems am Flughafen allerdings den Umzug.
Größere Zwischenfälle wurden trotz der gigantischen Teilnehmerzahl von der Polizei nicht gemeldet. Lediglich rund 100 Narren wurden aufgrund von öffentlichen Urinierens verhaftet und müssen unter Umständen die Nacht in einer Gefängniszelle verbringen. Sie erwartet ein Verfahren wegen „Obszönität in der Öffentlichkeit“. Zudem kam es zu massiven Verkehrsbehinderungen, manche Autofahrer benötigten nach lokalen Medienberichten rund eine Stunde für etwa 20 Meter.
Wer an einem der zahlreichen Lautsprecherwagen mitfeiern wollte und nicht nur als einfacher „Mitläufer“ sein wollte, musste sich zudem zuvor ein entsprechendes T-Shirt für umgerechnet 8 Euro zulegen. Für die zwei eingerichteten VIP-Bereiche, in dem nicht so starkes Gedränge herrschte, waren umgerechnet 25 Euro Eintritt fällig. Dafür gab es allerdings das T-Shirt, Freibier und etwas vom Grill zum Essen.