Bei Straßenkarneval in Rio de Janeiro in Brasilien sind am Samstag (5.) nach offiziellen Angaben der Behörden alleine in den letzten Stunden weit über 100 Personen beim öffentlichen Urinieren erwischt und verhaftet worden. Seit Beginn des „Vor-Karnevals“ Mitte Februar sollen die Beamten bereits mehr als 400 Personen festgenommen worden sein, darunter auch einige Frauen.
Die „Täter“ werden von Beamten des Ordnungsamtes und der Stadtpolizei ein jedes Mal auf eine speziell für solche Vergehen eingerichtete Polizeidienststelle gebracht. Sie erwartet unter Umständen ein Verfahren aufgrund „Ausübung eines obszönen Aktes“, zudem müssen sie in der Regel die Nacht in einer Gefängniszelle verbringen.
„Dieses Jahr hat die Stadtverwaltung die Anzahl der Chemie-Toiletten gegenüber dem letzten Karneval verdreifacht. Die Entschuldigung das Toiletten fehlen zählt nicht mehr. Plätze, Gärten oder Haustüren dürfen nicht in ein Pissoir unter offenen Himmel verwandelt werden. Karneval zu feiern darf keine Unordnung bedeuten“ so der zuständige Leiter vom Amt für öffentliche Ordnung, Alex Costa. Offiziellen Zahlen zufolge sind in der Samba-Metropole unter dem Zuckerhut derzeit 13.000 blaue Häuschen in Betrieb.
Ob die Sittenwächter mit ihrer Vorgehensweise allerdings Erfolg haben, bleibt abzuwarten. Erst im Dezember 2010 hatte ein Gericht in der Millionenmetropole zugunsten eines Studenten entschieden, der beim Karneval 2010 in Ipanema ebenfalls beim öffentlichen Urinieren erwischt wurde. Der Richter sah das „Erleichtern“ keineswegs als „obszönen Akt“ und damit auch nicht als „Straftat“. Vielmehr kritisierte er die offene Prostitution an der Copacabana, bei der teilweise viel mehr körperliche Details zur Schau gestellt würde. Dieses tatsächliche „obzöne Verhalten“ werde jedoch von den Ordnungshütern aus für ihn nicht nachvollziehbaren Gründen toleriert.