AF 447 – Absturz: Pilotenfehler verursacht 210 Sekunden Höllenritt in die Tiefe

af447-truemmer

Datum: 29. Juli 2011
Uhrzeit: 15:24 Uhr
Ressorts: Tourismus
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Autor: Dietmar Lang
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Die ersten Vermutungen haben sich nicht bewahrheitet: die 216 Passagiere an Bord von Todesflug AF 447 haben den Absturz volle 210 Sekunden in einem extrem schaukelnden Flugzeug voller Panik miterlebt. Dies geht aus dem dritten Zwischenbericht der französischen Unfallbehörde BEA hervor. Demnach trudelte der Airbus A330-200 mit bis zu 40 Grad Schieflage wie in einem Höllenritt in die Tiefe, während im Cockpit unzureichend ausgebildete und völlig überforderte Co-Piloten falsche Entscheidungen trafen. Am Ende schlug die Maschine nach einer 180 Grad-Drehung mit angehobener Nase auf die Wasseroberfläche auf und zerschellte.

Nach dem am Freitag (29.) vorgelegten minutiösen Zwischenbericht muss an Bord in dem über drei Minuten andauernden rasanten Absacken aus 11.500 Metern Höhe grenzenlose Panik ausgebrochen sein. Die Fluggäste wurde von einer Schieflage in den nächste geworfen, während in der Maschine weiterhin der visuelle Eindruck eines Steigflugs vorgeherrscht haben muss. Denn diesen hatte der Co-Pilot zunächst eingeleitet und dadurch den fatalen Strömungsabriss ausgelöst, der Ende sämtlichen 228 Personen an Bord das Leben kostete.

Nach Auswertung der Flugschreiber haben vermutlich falsche Anzeigen die Kettenreaktion ausgelöst. Dies könnte durch den Ausfall der Geschwindigkeitssensoren durch Eiskristalle verursacht worden sein. Das Flugzeug habe allerdings während der ganzen Zeit auf alle Befehle der Piloten richtig reagiert, so der Bericht weiter. Der dafür nicht ausgebildete Co-Pilot jedoch habe den Airbus nur eine Minute nach der automatischen Abschaltung des Autopiloten aus seiner stabilen Fluglage gebracht. So sei auf eine Überziehwarnung nicht angemessen reagiert worden. Durch den fälschlicherweise eingeleiteten Steigflug sei die notwendige Strömung an den Tragflächen nicht mehr vorhanden gewesen, das Flugzeug sackte ab, ohne dass die beiden Co-Piloten – dies lässt sich aus den Stimmaufzeichnungen im Cockpit schliessen – dies in vollem Umfang registriert hätten.

Während der Airbus dann mit erhobener Nase auf den tiefschwarzen Atlantik zuraste, sei die Maschine zudem massiv hin- und hergeschwankt. Ein Airbus-Testpilot bestätigte diesbezüglich der französischen Tageszeitung „Le Point“, dass die Crew die Maschine zunächst zu steil nach oben gezogen hätte und dann den durch ein Alarmsignal gemeldeten Geschwindigkeitsabfall faktisch ignoriert habe. Bei einem Strömungsabriss sollten Piloten innerhalb weniger Sekunden darauf reagieren, im Fall von AF 447 hat der Überziehalarm allerdings mehr als 50 Sekunden angedauert, ohne dass die laut Flughandbuch „vorgeschriebenen Verfahren“ angewandt worden wären.

Der abschliessende Unfallbericht der BEA soll erst im kommenden Jahr vorliegen. Der betroffenen Fluggesellschaft Air France und dem Flugzeugbauer Airbus könnten aufgrund bereits laufender Gerichtsverfahren dann Schadensersatzforderungen im dreistelliger Millionenhöhe drohen. Während Airbus betont, dass die Maschine prinzipiell fehlerfrei reagierte, bekräftigte Air France nach der Veröffentlichung des jüngsten Berichts die Kompetenz der Cockpit-Crew. Flug AF 447 war am 01. Juni 2009 auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris rund 1.000 Kilometer vor der Küste Brasiliens ins Meer gestürzt. An Bord befanden sich auch 28 Deutsche.

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