Brasilien hat am Montag mit den jährlichen Festakten und Paraden seine Unabhängigkeit von Portugal gefeiert. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva fuhr traditionsgemäss als Staatsoberhaupt die Flaniermeile der Hauptstadt Brasília ab. In einem offenen Rolls Royce wurde er von seiner Frau Léticia begleitet, rund 35.000 Menschen säumten die Strasse im Regierungsviertel. Auch in vielen anderen Städten des Landes begingen die Menschen den Unabhängigkeitstag mit Veranstaltungen und Umzügen.
Der nationale Feiertag geht auf ein historisches Ereignis im Jahr 1822 zurück. König Dom João VI. war 1808 vor Napoleon in die riesige Kolonie jenseits des Atlantiks geflohen war und kehrte 1821 nach Portugal zurück. Er liess jedoch seinen Sohn und Thronfolger Dom Pedro I. als Regenten zurück. Nachdem in Portugal geplant wurde, Brasilien als Teil des damaligen Königreichs Portugal, Brasilien und Algarve erneut einen Kolonialstatus zu verpassen, rief Dom Pedro I. am 7. September 1822 während einer Reise nach São Paulo in der Nähe des Flüsschens Ipiranga die Unabhängigkeit aus. Die dramatischen Worte Indepêndencia ou morte! (Unabhängigkeit oder Tod) gingen als Grito do Ipiranga (Ruf von Ipiranga) in die Geschichte ein. Am 01. Dezember 1822 wurde Dom Pedro I. der erste Kaiser von Brasilien.
Der traditionelle Umzug in der brasilianischen Hauptstadt umfasste am Montag bei schönem Wetter rund 3.600 Teilnehmer und war wie gewohnt in einen zivilen und einen militärischen Teil untergliedert. Als Ehrengast konnte in diesem Jahr das französische Staatsoberhaupt Nicolas Sarkozy begrüsst werden. Sarkozy verfolgte anschliessend an der Seite des Präsidentenpaares auf der Ehrentribüne die Parade mit. Auch Aussenminister Nelson Jobim und die Ministerin im Präsidialamt, Dilma Rousseff waren zugegen. Beendet wurde die Veranstaltung wie gewohnt durch den Überflug mehrerer Düsenjäger, welche farbige Rauchfahnen hinter sich herzogen. Die komplette Parade wurde landesweit im Fernsehen übertragen.
Bereits zuvor hatten sich Lula und Sarkozy zu politischen Gesprächen getroffen. Das brasilianische Staatsoberhaupt bestätigte im Anschluss des Treffens die Kaufabsicht von 36 französischen Jagdflugzeugen vom Typ Rafale. Hier will Brasilien nun zunächst exklusiv mit Frankreich verhandeln. Bislang waren bei dem rund 4 Milliarden US-Dollar schweren Rüstungsgeschäft auch Schweden mit dem Saab-Jäger Gripen und die USA mit dem F 18-Modell von Boeing im Rennen. Frankreich hat im Gegenzug Interesse an einem Kauf von 10 Militärtransportern vom Typ KC-390 des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer signalisiert. Beide Länder unterzeichneten zudem eine Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung von Hubschraubern und U-Booten.
Foto: Antonio Cruz / ABr