Hochgeschwindigkeitszug in Brasilien zur Fussball-WM 2014 nicht realisierbar

trem-bala

Datum: 23. August 2009
Uhrzeit: 15:44 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Dietmar Lang
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Zur Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wird kein Hochgeschwindigkeitszug zwischen Rio de Janeiro und São Paulo verkehren. Dies geht aus einer Machbarkeitsstudie der auf Steckenplanung spezialisierten Halcrow Group aus Grossbritannien hervor. Auch im brasilianischen Verkehrsministerium mehren sich mittlerweile die Zweifel bezüglich einer Realisierung des Megaprojektes bis zum grössten Fussball-Turnier der Welt. 22 nationale und internationale Unternehmen treiben seit 2006 das Vorhaben in einer Projektgruppe voran, darunter auch der deutsche Siemens-Konzern.

In der mehr als 1000 Seiten umfassenden Analyse geht die Halcrow Group vor allem auf die zu erwartenden Baumassnahmen und rechtlichen Rahmenbedingungen ein. So müssen für die geplante Strecke mindestens 100 Kilometer Tunnel gegraben werden, das gesamte U-Bahn-Netz der Stadt São Paulo umfasst derzeit lediglich 62 Kilometer. Auch müssten erforderliche Enteignungen in Rekordzeit vorgenommen werden, bei der brasilianischen Justiz ein fast unmögliches Vorhaben, zumal sich in einigen Städten und Gemeinden an der Strecke schon Widerstand regt.

Selbiges gilt bei den zu erwartenden Umweltauflagen sowie der notwendigen Stromversorgung, die bislang ebenfalls keineswegs sichergestellt ist. Und auch die Kosten von mindestens 23,5 Millionen Euro je Kilometer Zugstrecke sind noch lange nicht gegenfinanziert. Selbst wenn wie durch ein Wunder alle erforderlichen rechtlichen und logistischen Voraussetzungen erfüllt würden, so die Studie weiter, wäre eine Realisierung in diesem Zeitraum ein neuer Weltrekord. Denn noch nie wurde irgendwo auf diesem Planeten eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in weniger als 5 1/2 Jahren erbaut.

Damit bleibt der trem-bala – wie der Hochgeschwindigkeitszug in Brasilien genannt wird – zunächst weiterhin Zukunftsmusik. In 90 Minuten werden vielleicht irgendwann die geplanten 50 Züge im 20-Minuten-Takt zwischen den beiden grossen Metropolen des Landes Rio de Janeiro und São Paulo pendeln – um später auf einem weiteren Teilstück noch die Stadt Campinas anzufahren. Doch dies wird noch einige Jahre auf sich warten lassen. Solange bleiben Bus- und Flugverbindungen oder das eigene Auto die alleinigen Verkehrsmittel für die etwas über 400 Kilometer lange Strecke. Derzeit wählen jährlich rund 4 Millionen Passagiere das Flugzeug sowie jeweils rund 1 Million den PKW oder den Omnibus.

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  1. Na ja ich glaube das wäre für Brasilien einfach nicht realisierbar gewesen wo sollen die denn das ganze Geld hernehmen.

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