Brasilien hat zum Jahrestag des generellen Alkoholverbots für Autofahrer einen weitere Kampagne gegen Alkohol am Steuer gestartet. Justizminister Tarso Genro präsentierte in dieser Woche in einer Bar in Brasília die neue Aktion. Auch der Direktor der brasilianischen Verkehrspolizei PRF (Polícia Rodoviária Federal), Hélio Derenne war zugegen, um das einjährige Jubiläum des Alkoholverbots zu feiern. Unter dem frei übersetzten Motto „Lass den Alkohol nicht dein Ziel ändern“ soll die Bevölkerung in den kommenden Wochen und Monaten nochmals landesweit sensibilisiert werden, das Auto nach dem Genuss alkoholischer Getränke stehen zu lassen.
Doch das Gesetz ist umstritten. „Lei seca“, „Prohibition“ wird es im Volksmund genannt und hat damit einen äussert negativen Stempel aufgedrück bekommen. In der Anfangszeit klagten Restaurantbesitzer gegen die Neuregelung, die unter anderem auch den prinzipiellen Verkauf von alkoholischen Getränken entlang der Bundesstrassen untersagte. Der Hotel- und Gaststättenverband protestierte landesweit und immer mehr örtliche Gerichte bestätigten Ausnahmeregelungen. Denn die Bundesstrassen führen auch durch die Städte hindurch, sogar Supermärkte waren vom anfänglichen Verkaufsverbot betroffen. Inzwischen sind urbane Zonen jedoch davon ausgenommen.
Der Rückblick auf das vergangene Jahr fiel für den Justizminister allerdings trotzdem positiv aus, auch wenn die Kontrollen in letzter Zeit abgenommen hätten. In den Regionen, wo jedoch kontinuierlich kontrolliert wurde, sind seiner Aussage nach sichtbare Veränderung zum Positiven zu verzeichnen. In anderen Region fehlten einfach noch entsprechende Kontrollgeräte, um den Atemalkohol direkt feststellen zu können. Hier soll jedoch bis Ende des Jahres Abhilfe geschaffen werden. 10.000 Messgeräte sind bestellt und sollen in den nächsten Monaten ausgeliefert werden.
Doch das Verhalten der Autofahrer, sich eben nicht alkoholisiert hinter das Steuer zu setzen, ist seiner Ansicht vor allem von der Einstellung der gesamten Bevölkerung abhängig. „Die Menschen nennen es das ‚lei seca‘, aber es ist keine Prohibition. Es ist ein Gesetz, welches Autofahrern verbietet, [Alkohol] zu trinken. Das schützt Leben und verhindert, dass Familien zerstört werden. Es ist ein legitimer Schutz, Autofahrern das Trinken [von alkoholischen Getränken] zu verbieten“ erläuterte Justizminister Genro bei der Vorstellung der Kampagne.
Für den Direktor der PRF reichen die weiteren Messgeräte im Kampf gegen Alkohol am Steuer jedoch bei weitem nicht aus. Es müssten zukünftig viel mehr Beamte auf den Strassen patrouillieren. „Um die Kennzahlen wirklich zu verringen, bräuchte man 10.000 Polizisten, ideal wären 13.000. Dies ist eine Massnahme, welche die aufgrund von Alkoholgenuss verursachten Unfälle reduzieren kann“ erklärte Hélio Derenne optimistisch.
Das Gesetz 11.705 trat am 20. Juni 2008 in Kraft und änderte massiv die brasilianische Strassenverkehrsordnung ab. Seitdem herrscht striktes Alkoholverbot für Autofahrer, einen Toleranzbereich gibt es nicht. 955 R$ Geldstrafe (ca. 382 Euro) und ein 1 Jahr Führerscheinentzug sind die geringsten Strafen bei Übertretung des Gesetzes. Wer volltrunken Auto fährt, begeht bereits eine Straftat, die mit bis zu 3 Jahren Haft geahndet werden kann. Und bei Unfällen mit Todesfolge wird der alkoholisierte Autofahrer wie für Mord oder Vergewaltigung bestraft – es drohen im schlimmsten Fall 20 Jahre Gefängnis.
Das wird auch mal Zeit, dass in Brasilien endlich etwas gegen die Unsitte getan wird sich vollaufen zu lassen und dann anschliessend Auto zu fahren.
Unglaublich wieviele (tödliche) Unfälle dadurch passieren.
Ich hoffe die Aktion nutzt etwas.