Brückenschlag nach Französisch-Guayana: Baubeginn noch in diesem Jahr?

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Datum: 20. Mai 2009
Uhrzeit: 12:59 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Staatspräsident Lula und sein Amtskollege Sarkozy beim Treffen in Französisch-Guayana im Februar 2008 (Foto: Wilson Dias/Abr)

Seit mehreren Jahrzehnten ist sie im Gespräch, es wurde geplant, verhandelt, beschlossen: die Brücke über den Rio Oiapoque soll Brasilien endlich mit Französisch-Guayana verbinden. Bislang müssen Grenzgänger im brasilianischen Bundesstaat Amapá das Flugzeug oder das Boot benutzen, um aus dem grössten Land Südamerikas in die ehemalige französische Kolonie zu gelangen, die heute ein eigenständiges Übersee-Departement darstellt.

Der Urwaldstaat im Norden Brasiliens hat zwar im Allgemeinen nicht viel zu bieten, doch wer noch nahezu unberührten Regenwald sucht, wird hier auf jeden Fall fündig. Lokale Führer muss man allerdings in der offiziellen Landeswährung Euro bezahlen und die Preise auf europäischen Niveau wollen so ganz und gar nicht zu einem Land in Lateinamerika passen. Viele günstige Waren aus dem riesigen Brasilien kommen daher nach Französisch-Guayana, doch der Transport ist nicht einfach. Hier soll nun bald eine moderne Brücke den Grenzfluss Oiapoque in der Nähe der gleichnamigen Stadt im brasilianischen Bundesstaat Amapá verbinden – nicht nur ein wichtiger Schritt für die politische Verbindung von Brasilien und Frankreich.

map-amapa-fr-guayanaIm Februar 2008 traf sich daher der brasilianische Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva mit seinem französischen Amtskollegen Nicolas Sarkozy (mehr…) auf der französischen Seite des Flusses, um neben Gesprächen über G-8 und Rüstungskooperationen auch das „ewige Projekt“ voranzutreiben. Bei der gemeinsamen Absichtserklärung in Saint-Georges de l’Oyapock und einer netten Computeranimation (siehe unten) ist es jedoch bislang geblieben. Viele Hürden gab und gibt es zu überwinden, um das so wichtige Infrastrukturprojekt zu realisieren. Die brasilianische Umweltbehörde Ibama verweigerte zunächst die Lizenz, im dichten Dschungel eine riesige Baustelle zu errichten. Auch die Schneisen, die für die Zufahrtsstrassen in den amazonischen Regenwald geschlagen werden müssen, sorgten für Grauen in den Köpfen der Umweltschützer.

Bewegung kam zuletzt im April dieses Jahres in die Sache. Nun soll die Brücke gemeinsam mit der Asphaltierung der einzigen Verbindungsstrasse BR-156 im Jahr 2010 abgeschlossen werden. Diese Garantie bekam zumindest der Gouverneur von Amapá, Waldez Góes, nun aus dem Transportministerium im fernen Brasília. Ein weiteres Treffen zur Realisierung des binationalen Projektes fand nach Informationen des brasilien Magazins am 27. April in Paris in Frankreich statt. Dort sollen sich brasilianische und französische Techniker beraten haben. Und im Juni dieses Jahres soll dann endlich die Auftragsvergabe abgeschlossen und die Baumassnahme offiziell in der Bezirkshauptstadt Macapá unterzeichnet werden. Damit könnte der Bau der ersehnten Brücke sogar noch dieses Jahr beginnen – glaubt man ausnahmsweise einmal den Planungen der Politiker.

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  1. 1
    B. Conrad

    Hallo!
    Dein Artikel ist zwar ganz nett, sieht die Angelegenheit jedoch fast nur aus ökonomischer und da besonders brasilianischer Sicht. Fakt ist jedoch, dass die Strasse RN2 von Regina bis St. George de la Oyapoc auf der guyanesischen Seite bereits seit langem fertig ist, dadurch jedoch ungeahnte Probleme illegaler Einwanderung und Kriminalität von Brasilien aus ins Land gekommen sind! Im Mai 2009 zählte ich auf nur 100km (Regina – St. George) 23 überfallene und ausgebrannte Fahrzeuge!!!! Die Probleme sind in Guayana inzwischen so gross geworden, dass nicht nur bereits 3 Militärstationen an der RN2 errichtet wurden, sondern auch eigentlich keiner in Guayana dieses Projekt mehr wünscht, sondern vielmehr fast alle Guyanesen (aber auch Surinamesen) Angst vor den Brasilianern haben! Dies wird auch dadurch (zu Recht!) geschürt, dass es bereits Forderungen von Brasilianern in Guayana gibt, brasilianisches Recht auf der französischen Seite einzuführen! Man hört in St. George sowieso fast nur noch Brasilianisch und die illegalen Basilianer behaupten schon jetzt, Guayana sei ja sowieso Brasilien und gehöre ihnen… Ich denke, zuerst sollten die Brasilianer einmal versuchen, ihr kolonialistisches Verhalten gegenüber ihren Nachbarländern ab zu legen (diese Probleme gibt es ja auch schon seit jahrzenten in Paraguay und Uruguay)!
    Ich habe nichts gegen Brasilianer, habe mich immer gerne in Brasilien aufgehalten, aber das Verhalten der illegalen Einwanderer in den Nachbarländern sowie deren Unterstützung durch die offizielle brasilianische Politik ist einfach UNERTRÄGLICH!!!

  2. 2
    Carina Nachos

    Macht nur weiter so, der Blog lebt von der Vielfalt.

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