Die brasilianischen Branchenriesen Sadia und Perdigão wollen fusionieren und den grössten Lebensmittelkonzern Brasiliens bilden. Dies gaben die Vorsitzenden der Unternehmen am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt. Das gemeinsame Unternehmen wird den Namen Brasil Foods tragen, die nicht nur in Brasilien bekannten Marken für Geflügelprodukte und Tiefkühlkost Sadia und Perdigão werden jedoch auf unbestimmte Zeit parallel fortgeführt. Perdigão wird nach ersten Zahlen rund 2/3 der Aktien von Brasil Foods halten und damit die Kontrolle über Sadia übernehmen.
Die obersten Wettbewerbshüter Brasiliens müssen der Übernahme jedoch noch zustimmen. Durch den Zusammenschluss würde Brasil Foods mit rund 116.000 Angestellten zum grössten privaten Arbeitgeber in Brasilien aufsteigen. Zudem wäre das Unternehmen für rund ein Viertel der weltweiten Geflügelexporte verantwortlich. Der Fusionvereinbarung gingen umfangreiche Verhandlungen voraus, die am Montag erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Die Bekanntgabe des geplanten Zusammenschlusses wurde im Rahmen einer gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtmitteilung vorgenommen.
Der Stammsitz von Brasil Foods soll in die Stadt Itajaí im Bundesstaat Santa Catarina verlegt werden. Der dort befindliche Seehafen kann nach Finanzexperten seinen Teil dazu beitragen, das Exportgeschäft des Global Player weiter zu verstärken. Brasil Foods wäre nach Zahlen der Unternehmensberatung Economatica der neuntgrösste Lebensmittelproduzent auf dem amerikanischen Kontinent. In den vergangenen Jahren waren Fusionspläne beiden konkurrierenden Konzerne stets gescheitert.
Im Rahmen der Fusion will das Unternehmen sein Kapital um umgerechnet 1,4 Mrd. Euro erhöhen, um kurzfristige Schulden zu begleichen. Arbeitsplätze sollen nach ersten Stellungnahmen nicht gestrichen werden, alleine am Standort Toledo im Bundesstaat Paraná hat Sadia jedoch in den vergangenen Wochen rund 900 Mitarbeiter entlassen. Dies wurde seitens des Unternehmens jedoch mit generellen Absatzrückgängen im Geflügelbereich durch die internationale Finanzkrise begründet. Bereits im vergangenen Jahr hatte Sadia in seiner 64-jährigen Unternehmensgeschichte erstmals einen Verlust verbuchen müssen.
In Brasilien würde der gigantische Konzern in vielen Bereichen die absolute Marktführerschaft erreichen. Bei der industriellen Fleischverarbeitung und Produktion von Magarine läge der Anteil am Gesamtmarkt bei 55 Prozent. Bei Tiefkühlfertigkost (Pizza, Lasagne, etc.) käme der gemeinsame Marktanteil von Sadia und Perdigão sogar auf rund 80 Prozent. Dies stellt die brasilianische Kartellbehörde erwartungsgemäss von eine schwierige Entscheidung.
Gemeinsam fakturieren beide Unternehmen mit ihren rund 120.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 22 Milliarden Reais, derzeit rund 7,8 Milliarden Euro. Brasil Foods wäre zudem drittgrösster Exporteur des Landes, nur übertroffen von den „Mulits“ Vale in der Erzförderung und Petrobras im Erdölsektor.
Grafik via Ministério de Planejamento