Der Bürgermeister von São Paulo, Gilberto Kassab (DEM) ist am gestrigen Sonntag klar in seinem Amt bestätigt worden. In der Stichwahl setzte er sich mit 60,72 Prozent gegen seine Kontrahentin Marta Suplicy (PT) durch. Die ehemalige brasilianische Tourismusministerin, die bereits im ersten Wahlgang hinter dem Amtsinhaber lag, bekam am Ende nur 39,28 Prozent und damit rund 1,3 Millionen gültige Stimmen weniger. Knapp 8,2 Millionen Bürger und Bürgerinnen waren in der Wirtschaftsmetropole aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
Suplicy, die Lulas Arbeiterpartei PT angehört und in der letzten Woche noch Schützenhilfe des brasilianischen Staatspräsidenten bei Wahlkampfveranstaltungen in São Paulo bekam, räumte bereits kurz nach 19 Uhr Ortszeit ihre Niederlage ein und dankte allen Mitstreitern der Partei für den aufopfernd geführten Wahlkampf. Zudem wünschte sie den Bürgern „das beste für unsere Stadt“. Laut ihrem Wahlkampfteam hatte sie zu diesem Zeitpunkt dem alten und neuen Bürgermeister bereits telefonisch zu seinem Wahlsieg gratuliert.
Gilberto Kassab begann seine politische Karriere im Jahr 1989, als er sich bei der Kandidatur von Guilherme Afif Domingos für das Amt des Staatspräsidenten engagierte. Drei Jahre später wurde er bereits in São Paulo als Vertreter der „liberalen Partei“ zum Stadtverordneten gewählt.
Der studierte Betriebswirt wurde 1994 ins Abgeordnetenhaus des Bundesstaates São Paulo gewählt. Ein Jahr später wechselte er von den Liberalen zu den Demokraten. 1998 bewarb er sich als Abgeordneter in Brasília und schaffte ebenfalls direkt den Einzug. 2002 wurde er mit beachtlichem Stimmenzuwachs wiedergewählt.
Von 1997 bis 1998 war er in São Paulo zudem Leiter der Stadtplanung unter Bürgermeister Celso Pitta. Im Jahr 2004 wurde Vize-Bürgermeister der Millionenmetropole unter José Serra und als dieser im Jahr 2006 um den Gouverneursposten im wichtigsten brasilianischen Bundesstaat kämpfte, übernahm Kassab dessen Amt.
Den Wahlkampf in diesem Jahr begann er mit den schlechtesten Umfragewerten gegenüber den stärkten Mitbewerbern Marta Suplicy und dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Geraldo Alkmin (PSDB). Gegen Ende des Wahlkampf konnte er sich nach den Umfragen jedoch hinter Suplicy auf dem zweiten Platz manifestieren und holte im ersten Wahlgang am 05. Oktober mit 33,61 Prozent der gültigen Stimmen das beste Ergebnis. Von den 57 Wahlbezirken in São Paulo konnte er 34 für sich entscheiden.
Auch vor der gestrigen Stichwahl konnte er bei den Umfragen stets zulegen, so dass das Ergebnis keinesfalls überraschend kommt. Der 48-jährige darf nun weitere 4 Jahre die Zukunft der Stadt und seiner rund 11 Millionen Einwohner steuern. Ihm steht ein jährlicher Haushalt von über 10 Milliarden Euro zur Verfügung.