Kommunalwahl: Brasilien wählt Bürgermeister und Stadtverordnete

Datum: 04. Oktober 2008
Uhrzeit: 19:36 Uhr
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Autor: Dietmar Lang
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wahl brasilienAm heutigen Sonntag finden in Brasilien Kommunalwahlen statt. 128 Millionen Brasilianer sind aufgerufen, in 5.563 Städten und Gemeinden neue Bürgermeister und Stadtverordnete zu wählen. Rund 375.000 Kandidaten haben in den vergangenen Wochen um Wählerstimmen für die Bürgermeisterämter und 52.137 Stadtverordnetenposten geworben. Die Wahllokale sind von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Der Wahltag fällt zudem auf den 20. Jahrestag der brasilianischen Verfassung. Es ist die Verfassung der Redemokratisierung des Landes, die 1988 nach mehr als zwei Jahrzehnten Militärdiktatur in Kraft trat. Erstmals wurden dann wieder Präsident, Abgeordnete und Bürgermeister direkt vom Volk gewählt.

Die erste Wahl in Brasilien fand am 23. Januar 1532 statt. Damals, rund 32 Jahre nachdem Pedro Álvares Cabral südamerikanischen Boden betrat, wurde in der portugiesischen Kolonie São Vicente im heutigen Bundesstaat São Paulo per indirekter Wahl die Stadtversammlung bestimmt. Über 350 Jahre sollte es jedoch dauern, bis erstmalig ein Präsident direkt vom Volk gewählt wurde. Es war Prudente José de Moraes e Barros, der nach der Unabhängigkeit vom portugiesischen Kaiserreich 1894 das dritte Staatsoberhaupt der damaligen „Vereinigten Staaten von Brasilien“ wurde.

1932 wurde in Brasilien das Frauenwahlrecht eingeführt und im Jahr 1955 gab es die ersten Wahlausweise, die sich bis heute erhalten haben. Sie sollen nach wie vor Missbrauch verhindern und waren damals anders als heute sogar mit einem Foto versehen. Ein weiteres wichtiges Datum in der Geschichte der brasilianischen Wahl ist das Jahr 1964. Damals wurde von der Militärdiktatur die direkte Wahl von Staatspräsident, Gouverneuren, Senatoren und Bürgermeistern verboten und zudem das Zweiparteiensystem eingeführt. Danach gab es nur noch die „Herrschenden“ und die Opposition.

Nach 29 Jahren indirekter Wahl wurde mit der Eingangs erwähnten erneuten Demokratisierung des Landes die Direktwahl wieder eingeführt. Erster Begünstigter dieser Regelung war Präsident Fernando de Mello, der allerdings bereits nach 3 Jahren durch ein Amtsenthebungsverfahren das höchste Amt im Staat unfreiwillig abgeben musste. Zwei Jahre später, also 1994, wurde zudem die Amtszeit des Präsidenten von 5 auf 4 Jahre verkürzt. Diese Regelung gilt noch heute.

Erstmalig elektronisch abstimmen konnten die Wähler in einigen ausgesuchten Wahlbezirken im Jahr 1996. Seit der Jahrtausendwende werden die elektronischen Urnen landesweit eingesetzt, natürlich auch am heutigen Sonntag. Wie die oberste brasilianische Wahlbehörde mitteilte, verfügen diese Geräte über eine Batterie für 12 Stunden Dauerbetrieb und überall stehen zudem programmierte Ersatzgeräte bereit. Sollte trotzdem eine Urne streiken, kann immer noch per ganz normalen Stimmzettel gewählt werden. Und wer selbst einmal ausprobieren möchte, wie in Brasilien Stadtverordnete und Bürgermeister gewählt werden, kann dies auf der Webseite der Wahlbehörde in einer Simulation tun (Java erforderlich).

» HIER « können die Ergebnisse der Wahl zum Präfekten aus allen Hauptstädten der 26 brasilianischen Bundesstaaten in Brasilien eingesehen werden. In vielen Fällen kommt es am 26. Oktober jedoch erst noch zu einer Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters.

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