Er hat die grossen Plakatwände verboten und ab Juni müssen sogar die Marktschreier schweigen. São Paulos Bürgermeister Gilberto Kassab will seine Stadt wieder lebens- und liebenswert machen. Sauber und ruhig soll sie sein.
Doch nun machen die städtischen Reinigungskräfte Probleme. Nachdem verschiedene Verhandlungen mit der Stadtverwaltung gescheitert sind, hat die Gewerkschaft zum Streik aufgerufen. Die Müllbeseitiger fordern 12% mehr Lohn, kostenlose Gesundheitsversorgung, verbesserten Sonnenschutz und Gutscheine für Mittagessen.
Seit Freitag früh ruht nun die Arbeit und so ruht auch der Müll. Bereits jetzt stapelt er sich schon an einigen Punkten der Stadt bis zu 2 Meter. Kassab präsentierte zwar stolz einen Notfallplan zum Einsammeln des Mülls, der zuständige Bereichsleiter in der Verwaltung erklärte jedoch umgehend, dass die vom Präfekten vorgeschlagenen Massnahmen bei weitem nicht ausreichen würden.
Auch die Justiz hat inzwischen gesprochen und die Wiederaufnahme der Arbeit befohlen. Die konzessionierten Betriebe müssten sich an die mit der Stadt abgeschlossenen Verträge halten. Trotzdem will Kassab jetzt neue Mitarbeiter einstellen und zusätzliches Personal aus anderen Städten anfordern. Die entstehenden Kosten würden den Konzessionsbetrieben abgezogen werden, heisst es aus der Verwaltung. Diese erhalten derzeit insgesamt rund 33 Mio. Reais monatlich (ca. 12.3 Mio. Euro).
Der Streik wurde Donnerstag Nacht nach einem Treffen der nationalen Gewerkschaft der Stadtreinigungsbetriebe mit der Gewerkschaft der Stadtreinigungsbetriebe von São Paulo beschlossen. Und da Arbeitgeber und Behörden derzeit nicht nachgeben wollen, scheint ein Ende kurzfristig nicht in Sicht zu sein. Zumindest über das Wochenende, so verlautbaren brasilianische Nachrichtenagenturen, soll der Streik mindestens fortgesetzt werden.