In Brasilien reißt die politisch motivierte Gewalt nicht ab. Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen spricht von einer besorgniserregenden Situation. Sie verurteilt die Gewalt aufs Schärfste und fordert unabhängige Untersuchungen.
Betroffen sind vor allem Schwule, Lesben und Transsexuelle (LGBT), Frauen, Afrobrasilianer und diejenigen mit einer anderen politischen Auffassung. Ein trauriges Beispiel ist der Mord des Capoeira-Mestres Moa. Er ist kurz nach dem ersten Wahlgang vom Sonntag (7.) von einem Anhänger des ultrarechten Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro erstochen worden. Vorausgegangen ist dem eine Diskussion, in der Mestre Moa seine Stimmabgabe gegen Bolsonaro erklärt hatte.
In Südbrasilien haben Anhänger des rechten Flügels mit einem Taschenmesser auf den Bauch einer jungen Frau ein Hakenkreuz geritzt. Sie hatte ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ele não” (er nicht) getragen, das sie als Gegner Bolsonaros ausgewiesen hat.
In der von spontan gegründeten Initiativen erstellten Karte „Violência política no Brasil” (politische Gewalt in Brasilien) sind bisher 53 Übergriffe verzeichnet worden. In sie fließen allerdings nur solche ein, von denen in den Medien berichtet worden ist. Die tatsächliche Zahl dürfte wesentlich höher liegen. Auf speziell eingerichteten Sites wird zudem von Verfolgungen im Straßenverkehr, Vandalismus, Beschimpfungen und etlichen anderen Übergriffen berichtet.
Übergriffe und Gewalt gehen vor allem von Anhängern des rechten Bolsonaro aus. Die Journalismus Agentur „Pública“ schreibt diesen 50 Atacken gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten in den vergangen zehn Tagen zu, während von seinen Gegnern sechs registriert wurden.
Zur Bühne von Hass und Gefechten sind auch die sozialen Netzwerke geworden. Laut der Abteilung für politische Analysen der Stiftung Fundação Getúlio Vargas (FGV) sind allein über Twitter zwischen Sonntagabend (7.) und Donnerstag (11.) 2,7 Millionen Tweets registriert worden, die sich auf politisch motivierte Angriffe beziehen.