In Brasilien werden täglich 28 Kinder und Jugendliche umgebracht. Die erschreckende Zahl stammt aus einer Bilanz, die von der Unicef zum 25. Jahrestag der Estatuto da Criança e Adolescente (Statuten der Kinder und Jugendlichen) am Montag (13.) veröffentlicht wurde. Danach hat sich die Zahl der gewaltsam ums Leben gekommenen Minderjährigen zwischen 1990 und 2013 verdoppelt.
Auch wenn seit der Auflage der Statuten für Kinder und Jugendliche einiges erreicht wurde, das 25-jährige Bestehen des Gesetzes ist angesichts der hohen Gewalt- und Mordrate kein Grund zum Feiern. Sorgen bereitet vor allem der extreme Anstieg der Mordrate unter den Jugendlichen. Während im Jahr 1990 etwa 5.000 Minderjährige umgebracht wurden, waren es 2013 etwa 10.500. Betroffen sind vor allem schwarze Jungen aus ärmeren Gesellschaftsschichten, die in den Randzonen und Favelas der Großstädte leben. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist die Chance, umgebracht zu werden, viermal höher wie die gleichaltriger weißer Jungen.
Abgelehnt wird von der Organisation indes die Herabsetzung der Strafmündigkeit von 18 auf 16 Jahre. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag kursiert derzeit im Kongress und wird von der Mehrheit der Politiker befürwortet. Nach Angaben der Unicef begehen jedoch lediglich 0,01 Prozent der Minderjährigen ein Gewaltverbrechen. Sie befürchtet zudem, dass die Gesetzesänderung das Problem noch verschärfen könnte, da die Jugendlichen dann nicht mehr in Erziehungsanstalten, sondern wie erwachsene Verbrecher in Gefängnissen ihre Strafe absitzen müssten.
Positiv hervorgehoben wurde in der Unicef-Bilanz indes die Senkung der Kindersterblichkeit um 68,4 Prozent auf 14,9 Todesfälle pro 1.000 Neugeborenen. Reduziert wurde ebenso die Kinderarbeit. Allerdings arbeiten nach wie vor 1,3 Millionen der unter 18-Jährigen. Auf 93 Prozent erhöht wurde in den vergangenen Jahren die Rate der schulpflichtigen Kinder, die in den Ausbildungseinrichtungen eingeschrieben sind. Etwa drei Millionen schulpflichtige Jungen und Mädchen drücken jedoch nicht die Schulbank, obwohl sie das eigentlich sollten.