Nach einer neuen Studie sind die Favelas Brasiliens ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Während sich das Bruttoinlandsprodukt des südamerikanischen Landes 2014 nahezu stagniert hat, haben die 12,3 Millionen Bewohner der Armenviertel umgerechnet etwa 22 Milliarden Euro bewegt, was einer um fünf Prozent über dem Landesdurchschnitt liegenden Steigerung entspricht. Investiert haben die Menschen der „Comunidades“ vor allem in den Kauf von Elektro- und Haushaltsgeräten, wie die Untersuchung zeigt, die am Dienstag (3.) beim zweiten Fórum Nova Favela Brasileira in São Paulo vorgestellt wurde.
Mit der Politik, die ärmeren Bevölkerungsschichten zu stärken und die Mindestlöhne zu erhöhen, hat sich in den brasilianischen Favelas einiges geändert. Das zeigt auch die neueste Studie des Institutes Data Favela, das im Februar 2.000 Bewohner von 63 Favelas in den verschiedensten Regionen Brasiliens befragt hat. Verdoppelt hat sich beispielsweise im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Menschen, die zur Mittelklasse zählen.
Während im Jahr 2013 etwa 69 Prozent der Haushalte in den Favelas eine Waschmaschine hatten, sind es nach den neuesten Umfrageergebnissen 75 Prozent. Gefragt sind ebenso LCD und LED-Fernsehgeräte. Ihr Anteil ist von 46 Prozent auf 67 Prozent gestiegen. Investieren wollen die Bewohner auch in ihr eigenes Geschäft. Vier von zehn der Befragten gaben an, ein eigenes Unternehmen eröffnen zu wollen. An erster Stelle steht dabei ein Unternehmen im gastronomischen oder Nahrungsmittelbereich, gefolgt von einem Bekleidungsgeschäft und einem Schönheitssalon. Mit 51 Prozent überwiegen die Frauen beim Wunsch nach der Gründung eines eigenen Geschäftes.
Gestiegen ist aber nicht nur die Wirtschaftskraft. Mittlerweile haben etwa 35 Prozent der Bewohner der Favelas Schulden, 2013 waren es nur 27 Prozent. Allerdings scheinen sie mit ihren Krediten achtsam umzugehen. Anders als in anderen Wohnvierteln ist die Zahlungsunfähigkeit oder der private Bankrott in den Favelas nicht gestiegen.