Bei der Energieversorgung Brasiliens sieht es derzeit nicht rosig aus. Am Montagnachmittag (19.) mussten Millionen Menschen bei Temperaturen von nahezu 40 Grad in elf Bundesstaaten des Landes aufgrund eines Stromausfalls auf ihre Klimaanlagen und Ventilatoren verzichten. Spezialisten und Kritiker sprechen von einem erzwungenen Blackout und einer Form von Rationierung. Von offizieller Seite wird dies jedoch dementiert. Energieminister Eduardo Braga sprach in einer ersten Stellungnahme von „technischen Problemen“.
Brasilien erlebt derzeit einen seinen heißesten Sommer seit Jahren. In Rio de Janeiro wurden am frühen Montagnachmittag 39 Grad gemessen. Ausgerechnet zu der Zeit, als die Tageshöchsttemperatur erreicht wurde, fiel dann plötzlich in einigen Stadtteilen der Strom aus. Hunderttausende Menschen sollen betroffen gewesen sein. In São Paulo ist die Rede von zwei Millionen Menschen, die gegen 15 Uhr beinahe eine Stunde lang ohne Strom waren. Bei einer U-Bahn-Linie blieb ein Zug im Tunnel stehen – die Fahrgäste machten sich zu Fuß auf den Weg zur nächsten Station.
Vom Stromausfall betroffen waren vor allem der bevölkerungsreiche Südosten, der Süden als auch der Mittelwesten Westen. Durch den erhöhten Verbrauch sei es zu einer Verringerung der Frequenz gekommen. Aus Sicherheitsgründen seien deshalb elf Kraftwerke abgeschaltet worden, verlautbarte die Energieaufsichtsbehörde Aneel. Die Einstellung der Energieversorgung sei jedoch gezielt geschehen, um unter anderem Krankenhäuser und Industrie nicht zu beeinträchtigen.
Opposition und Kritiker sprechen bereits von einer versteckten Rationierung, die Regierung weist dies jedoch zurück. Noch vor wenigen Tagen hatte Energieminister Eduardo Braga versichert, dass die Stromgewinnung für das Jahr 2015 ausreichend sei, um dem Bedarf abzudecken. Eines der großen Probleme ist jedoch die Leere in den Stauseen im Südosten und zentralen Westen Brasiliens. Diese Regionen sind momentan für 70 Prozent der Energieerzeugung verantwortlich sind. Durch die seit über einem Jahr mangelnden Regenfälle ist die Wasserkapazität in etlichen Stauseen auf ein Fünftel und weniger abgesunken.