Brasiliens Wohlstand wächst im weltweitem Vergleich nur eher langsam. Konnten global der der „inklusive Wohlstand“ zwischen 1990 und 2010 um sechs Prozent zunehmen, waren es im größten Land Südamerikas gerade einmal schmale zwei Prozent. Damit macht Brasilien selbst im Vergleich mit den sogenannten Brics-Ländern keine gute Figur. In China ist der Inclusive Wealth Index (IW) in den zwei Jahrzehnten um 47 Prozent und in Indien immerhin um 16 Prozent gestiegen.
Anders als beim einfachen Bruttoinlandsprodukt fließen in die globale Wohlstandsstudie “Inclusive Wealth Report” (IWR) der UN sowohl der produzierte Reichtum als auch das menschliche und das natürliche Kapital mit ein, um genauere Aussagen über den Lebensstandard und die nachhaltige Bewirtschaftung treffen zu können. Wo produziert wird, werden in der Regel auch natürliche Rohstoffe verbraucht, findet unter Umständen ein Raubbau an der Natur statt. Das ist auch ein Grund, warum der IW Brasiliens dieses Mal so mager ausgefallen ist. Im ersten IW-Bericht der vor zwei Jahren veröffentlicht worden ist, hatte es immerhin einen IW von 18 Prozent verbucht.
Noch immer ist mehr als die Hälfte der Fläche Brasiliens mit dem Amazonas-Regenwald und dem Atlantischen Regenwald bedeckt. Damit ist Brasilien auch weiterhin weltweit das Land, das am zweitstärksten bewaldet ist. Allerdings steht es gemeinsam mit Nigeria, Indonesien und China an der Spitze was den Verlust an Waldflächen in den vergangenen 20 Jahren betrifft. Durchgreifende Maßnahmen zur Verringerung der Abholzungsraten und zur Wiederaufforstung wurden indes erst vor zehn Jahren eingeführt. Andererseits hat das südamerikanische Land gleichzeitig natürliches Kapital gewonnen, indem die landwirtschaftlichen Flächen zugenommen haben.
Beim Raubbau der natürlichen Ressourcen steht Brasilien bei weitem nicht allein. Von den 140 analysierten Ländern hat in 127 das natürliche Kapital abgenommen. Über die Hälfte von ihnen konsumieren dabei mehr als sie sollten, um eine nachhaltige Bewirtschaftung zu gewährleisten.