Bei der Stichwahl in Brasilien zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten ab. Nach den jüngsten Umfragen wird es die aktuelle Präsidentin, Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei, jedoch nicht leicht haben, eine Wiederwahl zu erreichen. Aécio Neves von der Mitte-Rechts-Partei PSDB hat mittlerweile indes Rückenstärkung von einigen Ex-Kandidaten und deren Parteien erhalten, unter anderem von den Grünen (Partido Verde) und Eduardo Jorge sowie der ehemaligen Umweltministerin und jetzigen Sozialistin Marina Silva.
Auch wenn Dilma Rousseff auf wichtige Erfolge während ihrer Regierungszeit verweisen kann, wie die Verbesserung der Lebensbedingungen für die ärmeren Schichten Brasiliens, hat sie es dennoch nicht leicht. Ein stagnierendes Wirtschaftswachstum, eine steigende Inflation und der Korruptionsskandal um das halbstaatliche Öl-Unternehmen Petrobras, in den Mitglieder der Arbeiterpartei verwickelt sein sollen, sind Negativpunkte für ihre Wahlkampagne.
Gleichzeitig hält die Unterstützungswelle für Aécio Neves an. Der spricht sich mittlerweile für die Umsetzung populärer Themen aus, wie die Abschaffung einer Wiederwahl, eine nachhaltige, wirtschaftliche Entwicklung, eine längst geforderte Agrarreform und die Ausweisung von Indio-Gebieten. Punkte, die ebenso von Marina Silva vertreten wurden. Sie hat am Sonntag Aécio Neves ihr Vertrauen ausgesprochen und Unterstützung zugesichert und hatte bis kurz vor der Wahl am 5. Oktober als Favoritin auf das Präsidentenamt gegolten. Bei der Wahl unterlag sie jedoch überraschend, erzielte allerdings 22,1 Millionen Stimmen.
Nach Umfragen der beiden Institute Datafolha und Ibope sind Rousseff und Neves technisch gesehen derzeit gleich auf. Mit einer Fehlertoleranz von plus-minus zwei Prozent erreicht Aécio Neves laut Umfrage 46 Prozent und Dilma Rousseff 44 Prozent. Zehn Prozent der Befragten sind indes noch unentschieden oder haben eine Null-Stimme abgegeben.
Beim ersten Wahlgang am 5. Oktober hatte die aktuelle Präsidentin Brasiliens 43,2 Millionen Stimmen (41,6 Prozent) erhalten, während ihr Kontrahent, Aécio Neves, 34,9 Millionen Stimmen (33,5 Prozent) auf sich vereint hatte.