Derzeit findet im UN-Hauptquartier in New York die erste Weltkonferenz der indigenen Völker statt, an der über 1.000 Indios und Nicht-Indios teilnehmen. Mit dabei sind auch Vertreter der Indios Brasiliens. Die Ureinwohner diskutieren über die Rechte und deren Einhaltung als auch über die Probleme, mit denen ihre Völker konfrontiert sind. Eins der Probleme in Brasilien ist beispielsweise die hohe Selbstmordrate unter jungen Indios.
Nach dem bei der Weltkonferenz vorgelegten Bericht der Wirtschaftlichen Kommission Lateinamerikas (ECLAC) leben in Lateinamerika 45 Millionen Indios, die insgesamt 8,3 Prozent der Bevölkerung stellen. Im Vergleich mit seinen Nachbarn wurden in dem größten Land Lateinamerikas jedoch nur 896.000 Indios verzeichnet, was etwa 0,5 Prozent der brasilianischen Bevölkerung entspricht.
Groß ist in Brasilien indes die Zahl der verschiedenen Ethnien. Insgesamt 305 Völker wurden gezählt, so viel wie in keinem anderen lateinamerikanischen Land. Von ihnen sind laut dem Bericht allerdings 70 Ethnien in ihrem physischen und kulturellem Fortbestehen bedroht, da ihre Stämme weniger als 100 Mitglieder zählen. 60 Prozent der brasilianischen Indios leben nach wie vor in ländlichen Regionen oder den Regenwäldern und zwei Drittel im Norden und Nordosten Brasiliens.
Dem Bericht zufolge wurden in den vergangenen Jahren Erfolge im Bereich der Gesundheitsversorgung und der Schulausbildung der Indios verzeichnet. Allerdings gibt es noch einiges zu tun, was die Durchsetzung der Rechte der Indios betrifft. Im Mai dieses Jahres wurden vor der UN bereits Menschenrechtsverletzungen in Brasilien gegenüber den Indios angeprangert. Sie gehen vor allem mit den Landkonflikten einher und der zögerlichen politischen Position bei der Ausweisung von Indio-Gebieten. So hat Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff lediglich ein einziges Dekret zur Ausweisung eines Indio-Territoriums unterzeichnet, welches allerdings gar nicht umgesetzt wurde. Gleichzeitig versucht die Agrar-Lobby mit ihren einflussreichen Großgrundbesitzern das bestehende Gesetz zur Anerkennung von indigenen Gebieten zu kippen. Nach ihrem Vorschlag soll künftig die staatliche Behörde zum Schutz der indigenen Völker (Funai) nicht mehr aktiv am Demarkations-Prozess beteiligt sein. Stattdessen sollen Parlamentarier darüber abstimmen, ob ein Gebiet anerkannt wird oder nicht.