Gut einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen in Brasilien kommen immer mehr Details über den vermutlich größten Korruptionsskandal in der Geschichte des Landes ans Licht. Laut den Aussagen des ehemaligen Direktors des halbstaatlichen Energiekonzern Petrobras, Paulo Roberto Costa, sollen etliche im Wahlkampf befindliche Politiker darin verwickelt sein. Costa selbst sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird Korruption und Geldwäsche vorgeworfen. Mit der Staatsanwaltschaft hat er nun jedoch einen Deal geschlossen, der ihm eine Haftminderung einbringen soll. Im Gegenzug werden von ihm ein Geständnis und Aussagen erwartet, die zur Aufklärung des Skandals rund um die Petrobras beitragen sollen.
Mindestens 25 Bundesabgeordnete, drei Gouverneure, sechs Senatoren und ein Staatsminister sollen sich nach Angaben Costas mit Hilfe des Ölkonzerns Vorteile verschafft oder Finanzmittel erhalten haben. Er spricht zudem von einer „zweiten Kasse“, in die Geld von Projekten der Petrobras abgezapft worden sei, wie Medien berichten. Über die zweite Kasse seien wiederum Politiker und Parteien finanziert worden, die der Regierung angegliedert sind. Auch der umstrittene und überteuerte Kauf der Raffinerie Pasadena in den USA habe dazu gedient, die Schwarzkasse zu füllen.
Unter den von Costa genannten Politikern sind der aktuelle Präsident der Abgeordnetenkammer, Henrique Eduardo Alves, der Präsident des Senats, Renan Calheiros, Energieminister Edison Lobão, der Ex-Gouverneur Rio de Janeiros, Sérgio Cabral, die Gouverneurin von Maranhão Roseana Sarney und ebenso der erst kürzlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene ehemalige Gouverneur Pernambucos, Eduardo Campos.
Die beschuldigten Politiker weisen indes die Vorwürfe unisono zurück und kritisieren, dass es keine Beweise gebe. Auch von Regierungsseite wird das Durchsickern von Teilen der Aussagen Costas kritisiert. Andere bewerten es als wahltechnisches Scharmützel. Präsidentin Dilma Rousseff ihrerseits verspricht eine umfassende Aufklärung und wiegelt ab. Gegen die Regierung gebe es keine konkreten Beschuldigungen, so Rousseff. Anders reagierte Präsidentschaftskandidat Aécio Neves, der in den vergangenen Wochen an Zustimmung verloren hatte. Er sieht in dem Skandal offensichtlich eine Möglichkeit, wieder Stimmen wett zu machen und spricht offen von einer „kriminellen Vereinigung“.