Brasiliens Gesundheitssystem ist weit davon entfernt, den Menschen des Landes eine vernünftige Versorgung bieten zu können. Dies musste nun auch Staatspräsidentin Dilma Rousseff eingestehen. Nach ihrer Aussage stünde das Land trotz der Einstellung von knapp 15.000 zusätzlichen Medizinern auch weiterhin „schwerwiegenden Problemen“ bei der öffentlichen Gesundheitsversorgung gegenüber. Brasilien sei noch immer weit davon entfernt, in diesem Bereich „hochwertige Dienstleistungen“ anbieten zu können.
Rousseff, die bei den Präsidentschaftswahlen am 5. Oktober die Wiederwahl anstrebt, tätigte diese Äußerungen am Samstag (23.) nach einem Treffen in Porto Alegre mit Bürgermeistern aus 250 Städten und Gemeinden sowie Abgeordneten des Regionalparlaments im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul. Die Präsidentin kam unter anderem mit dem Versprechen für mehr Geld in den Süden. So sollen die über 5.000 Munizipe im ganzen Land zukünftig mehr Mittel aus der Staatskasse erhalten, der kommunale Anteil aus den Steuereinnahmen soll nach Willen der Regierung um ein Prozent von 23,5 auf 24,5 Prozent steigen. Die Mittel sollen dabei für Investitionen genutzt werden und damit ein Anteil am brasilianischen Wirtschaftswachstum leisten.
Das Staatsoberhaupt verteidigte in Hinblick auf den staatlichen Gesundheitssektor vor allem das Regierungsprogramm „Mais Médicos“, mit dem momentan fehlende Ärzte aus dem Ausland angeworben werden sowie die Ausbildung nationaler Mediziner durch finanzielle Zuschüsse ausgeweitet werden sollen. „Wir müssen eingestehen, dass noch viele Schritte in Fragen des Gesundheitssystems vor uns liegen, bis wir eine hochwertige Dienstleistung haben. Wir müssen das ernste Problem des Zugangs zu Spezialärzten wie für Herz oder Lunge lösen. Mit dem Programm für mehr Ärzte haben wir jedoch schon einen gewaltigen Schritt getan. Ich bin stolz darauf, dass wir nun in Brasilien 14.600 Ärzte mehr haben“ so Rousseff.
Ihre Meinung nach besteht in Brasilien auch weiterhin eine „sublime Notwendigkeit“ an Ärzten. Rousseff spielte vermutlich darauf an, dass bei der Verteilung der Mediziner deutlich mehr Fingerspitzengefühl notwendig ist. Sie zitierte in diesem Zusammenhang mehrere Beschwerden aus den Kommunen des Landes. So habe beispielsweise ein Arzt gar nicht gekommen, da nach Aussage des betroffenen Bürgermeisters das angeblich hohe Gehalt nicht bezahlbar war. Desweiteren würden in den nicht unbedingt beliebten Aussenbezirken der Megametropole São Paulo Ärzte fehlen, Mediziner ins Amazonasgebiet an den Rio Solimões zu holen sei nach Aussage der Betroffenen ebenfalls nicht möglich.