Zumindest zolltechnisch kapselt sich Brasilien immer weiter ab. Das Finanzministerium hat nun still und heimlich in einer Neuregelung den zollfreien Warenwert bei der Einreise auf dem Landweg oder über Flüsse und Seen von bislang 300 US-Dollar auf 150 US-Dollar pro Person und Monat halbiert. Veröffentlicht wurde die am vergangenen Donnerstag (17.) verabschiedete Norm am Montag (21.) im brasilianischen Amtsblatt und erlangte damit Rechtskraft.
Dies bedeutet, dass sowohl Kleinunternehmer als auch Touristen nun deutlich früher zur Kasse gebeten werden. Konnten bislang Produkte mit einem Wert von umgerechnet 700 Reais zollfrei eingeführt werden, ist diese Grenze auf nun gut 350 Reais gesunken. Überschreitet die Ware diesen Wert, müssen auf den die Freigrenze übersteigenden Betrag pauschal 50 Prozent Zoll bezahlt werden.
Einfuhren per Luftweg sind von dem verschärften Protektionismus bislang nicht betroffen. Hier liegt die Freigrenze auch weiterhin bei 500 US-Dollar. In der Neuregelung heisst es allerdings auch, dass die Freigrenzen in brasilianischen Duty Free Shops zukünftig bei 300 US-Dollar liegen sollen. Allerdings wurde bislang noch nicht ein einziges solches Geschäft im größten Land Südamerikas eröffnet.
Vor allem Elektronik ist in Paraguay deutlich günstiger. Dies gilt selbst für die in Brasilien in der Freihandelszone von Manaus gefertigten Produkte, von Importen aus den USA ganz zu schweigen. Handys und Laptops liegen preistechnisch damit ungefähr auf europäischem Niveau. Ein 300 US-Dollar teures Smartphone, welches man früher zollfrei einführen konnte, wird jetzt deutlich teurer. Für die 150 US-Dollar, die das Gerät über der Freigrenze liegt, werden nun 75 US-Dollar Zoll fällig, so dass der Endpreis 375 US-Dollar beträgt. Effektiv sind dies dann 25 Prozent mehr.