Die Gewalt in den Armenvierteln Rio de Janeiros nimmt nicht ab. Zwei Monate vor der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien starb erneut ein junger Mann bei einem Schusswechsel mit einem Soldaten. Ort der Tragödie: die Favela Maré im Norden der brasilianischen Millionenmetropole.
Wie mehrere lokale Medien berichten, sei es ein Schusswechsel entbrannt, nachdem eine Patrouille zwei Verdächtige kontrollieren wollte. Die beiden Männer hätten angefangen auf die Soldaten zu schießen, ein Tatverdächtiger starb dabei. Der andere sei geflüchtet, berichtet Globo auf Verweis auf das Militär.
Nach dem Vorfall hätten mehrere Menschen gegen die Gewalt und den Tod des Mannes in der Favela protestiert. Dabei blockierten sie drei Hauptzugangswege zum internationalen Flughafen Rio de Janeiros, er in unmittelbarer Nähe des Armenviertels liegt.
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei oder Militär mit den Menschen in den Favelas. In der vergangenen Woche schickte Brasiliens Regierung knapp 2700 Marineinfanteristen und Fallschirmjäger in den Complexo da Maré. Sie sollen während der Fußballweltmeisterschaft von 12. Juni bis 13. Juli für Sicherheit in den Vierteln sorgen.
Manko dabei ist, dass die Behörden nicht die Wurzel der Gewalt, sondern nur die mittelbaren Auswirkungen bekämpfen. Auch wenn eine Friedenspolizei im Einsatz ist, so sind die elementaren Probleme, wie fehlende Schulen oder Krankenhäuser, ungelöst. Auch die Marineinfanteristen werden Ende Juli wieder aus der Favela abziehen. Zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wird die Oberfläche wieder ähnlich sauber gekehrt, aber nicht die Wurzel der Gewalt bekämpft werden. Damit rechnen zahlreiche Beobachter der Situation in den Armenviertel der Metropole.