Noch immer gibt es in Brasilien Familien, die ohne Elektrizität auskommen müssen oder auf alternative Energien oder Generatoren angewiesen sind. Bis Ende kommenden Jahres will die brasilianische Bundesregierung dies nun endgültig ändern. Bis dahin sollen ingesamt 3,37 Millionen Familien mit Hilfe des staatlichen Programmes „Luz para Todos“ (Strom für alle) an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen worden sein.
Die Regierung unter dem damaligen Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva legte das Programm „Luz para Todos“ bereits im Jahr 2003 auf. Damals wurde davon ausgegangen, dass etwa zwei Millionen Familien nicht an die Stromversorgung angeschlossen sind. Die Daten beruhten auf einer Volksbefragung aus dem Jahr 2000. Allerdings habe sich bei der Durchführung des Programmes nach und nach heraus gestellt, dass tatsächlich weit mehr Familien als angenommen ohne Strom lebten, musste Staatspräsidentin Dilma Rousseff nun jüngst einräumen.
Betroffen waren und sind vor allem Familien, die in den weiträumigen ländlichen Regionen Brasiliens leben. Die Distanzen bis zur nächsten Stromleitung können dort erheblich sein. So manche brasilianische Gemeinde umfasst beispielsweise mehr Fläche als in Deutschland ein gesamtes Bundesland. Wobei in etlichen der sogenannten Munzipe nur wenige tausend Menschen leben und die Haushalte weit verstreut sind. Hinzu kommt, dass viele der abgelegenen Dörfer oder Gehöfte nur über schlechte ausgebaute Straßen, Erdpisten oder gar Wasserwege zu erreichen sind, was einen Ausbau der Stromleitungen zusätzlich erschwert. Betroffen sind aber ebenso Siedlungen in unzugänglichen Gebieten wie dem Amazonas-Regenwald oder dem atlantischen Regenwald, hinzu kommen die von der Zivilisation faktisch abgeschnittenen Dörfer auf den zahlreichen Inseln vor der Küste Brasiliens.
Viele Siedlungen konnten durch das ehrgeizige Regierungsprogramm in den vergangenen zehn Jahren allerdings zur Freude ihrer Bewohner bereits mit Strom versorgt werden, sei es durch eine richtige Netzanbindung oder über alternative Energiequellen wie Solarpanele oder Windkraft. Hinzu kommen zahlreiche mit Biodiesel angetriebene Generatoren, die allerdings nicht rund um die Uhr im Einsatz sind.
Bis zum Ende ihrer Amtszeit im Herbst 2014, so hofft Rousseff, sollen mit Hilfe des Programmes „Luz para Todos“ letztendlich weitere 13,5 Millionen Menschen über eine Steckdose in ihrem Haus verfügen. Für diese Menschen wird dann der Traum von einem Kühlschrank oder Fernseher endlich Wirklichkeit.