Auf Brasiliens Straßen sind immer mehr Fahrzeuge unterwegs. Dies belegen die neuesten Zahlen des brasilianischen Wirtschaftsforschungsinstitutes IPEA. Danach sind von den knapp 63 Millionen Haushalten in Brasiliens bereits 33,4 Millionen und damit mehr als die Hälfte mit einem Auto, Motorrad oder sogar beidem ausgestattet.
Die Zahlen differieren jedoch stark nach Region. So sind die südlichen Bundesstaaten Santa Catarina und Paraná sowie der Hauptstadtdistrikt Brasília am stärksten motorisiert. Dreiviertel der Haushalte in Santa Catarina sind mit einem Fahrzeug ausgestattet, in Paraná sind es 67,7 Prozent, im Distrito Federal 64,1 Prozent und in São Paulo 63,7 Prozent. In den nördlichen Bundesstaaten wie Alagoas sind es hingegen gerade einmal 32,4 Prozent und damit noch weniger als im Amazonas, wo 33,8 Prozent aller Haushalte motorisiert sind.
Große Unterschiede gibt es ebenso beim Vergleich zwischen den Städten und den ländlichen Regionen. Während auf dem Land nur etwa 28 Prozent aller Haushalte ein Auto in der Garage stehen haben, sind es in den Städten 45 Prozent. Bei den Motorrädern ist das Verhältnis indes umgekehrt. Insgesamt besitzt jede fünfte Familie ein Motorrad, auf dem Land jede dritte Familie, wobei vor allem die Familien mit geringeren Einkommen auf das Motorrad setzen.
Die Mobilität steigt, mit ihr steigen aber auch die Probleme. Verkehrsmeldungen über kilometerlange Staus in den Großstädten sind keine Seltenheit. Ein Viertel der Bewohner São Paulos und Rio de Janeiros benötigt weit mehr als eine Stunde, um von der Wohnung bis zur Arbeitsstelle zu kommen. Die Mobilität per Motorrad ist zudem lebensgefährlich. So verweist das IPEA darauf, dass jährlich über 12.000 Motorradfahrer auf den Straßen Brasiliens bei Unfällen ums Leben kommen.
Die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass angesichts der Anreize zum Kauf eines Fahrzeuges, sei es über langfristige Ratenzahlungen oder durch die Senkung des Steuersatzes für Neuwagen, der Kaufboom von Autos und Motorrädern weiterhin anhalten wird. Sie sprechen deshalb von einer neuen Herausforderung für Verkehrs- und Städteplaner, um eine Verschlechterung der Bedingungen in Bezug auf Luftverschmutzung, Unfälle und Staus zu vermeiden.