Papst Franziskus hat am Samstag (27.) im Rahmen seiner Brasilienreise eindringlich an Politik und Zivilgesellschaft appelliert, einen „konstruktiven Dialog“ zur Lösung der bestehenden sozialen Probleme im Land zu suchen. Die Gläubigen rief er am Vormittag in seinem Diskurs im Stadttheater von Rio de Janeiro dazu auf, auch weiterhin gegen „Egoismus und Korruption“ einzustehen und für eine bessere und gerechtere Welt zu kämpfen.
„Ein Land gedeiht, wenn die verschiedenen kulturellen Reichtümer einen konstruktiven Dialog führen: die Kultur des Volkes, der Universitäten, der Jugend, der Kunst und Technologie, der Wirtschaft der Familie und der Medien. Man kann sich unmöglich eine Zukunft für eine Gesellschaft ohne die Beteiligung der moralischen Energie einer Demokratie vorstellen, welche das Risiko verhindert, in der puren Logik der institutionellen Interessen gefangen zu sein“ sagte Franziskus.
Der heilige Vater sprach wie bereits im Vorfeld angekündigt die anhaltenden sozialen Proteste im Land konkret an kritisierte dabei beide Lager gleichermaßen. „Zwischen egoistischer Gleichgültigkeit und gewalttätigen Protesten gibt es immer eine weitere Option: den Dialog. Einen Dialog zwischen den Generationen, einen Dialog mit den Menschen, mit der Fähigkeit zu Geben und zu Nehmen und dabei für die Wahrheit stets offen zu bleiben“ mahnte der Pontifex in seinem Diskurs.
Bereits am Vortag hatte der erste Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petris Brasiliens Regierung aufgefordert, mehr für die Menschen im Land zu tun. Bei einem Besuch in einem Armenviertel von Rio de Janeiro kritisierte er indirekt die verstärkten Versuche einer Befriedung der vielerorts noch von Drogengangs beherrschten Stadtvierteln. „Keine Anstrengung einer Befriedung wird dauerhaft sein und einer Gesellschaft Harmonie oder Glück bringen, wenn sie einen Teil ihrer selbst ignoriert, ausgrenzt und Randgruppen sich selbst überlässt“. Die Größe einer Nation könne nur daran gemessen werden, wie sie mit ihren Armen umgehe, so der Pontifex.
Papst Franziskus ist bereits seit vergangenen Montag im Rahmen des Weltjugendtages 2013 in Rio de Janeiro zu Gast. Die bisherigen Veranstaltungen mit bis zu einer Millionen Pilger und Gläubigen waren in den vergangenen Tagen stets von teilweise gewalttätigen Demonstrationen begleitet worden. Auch für die am Samstagabend stattfindende Vigil-Messe und den Abschlussgottesdient am Sonntagmorgen wurden mittlerweile Proteste angekündigt. Franziskus hatte sich in seinen letzten Reden demonstrativ hinter die Bewegungen gestellt und zugesichert, dass die Kirche den Kampf gegen Korruption und die Forderungen für bessere Lebensbedingungen sozial benachteiligter Menschen unterstütze.