Rein in den Supermarkt, für paarundsechzig Reais eingekauft, an der Kasse mit der Karte bezahlen (hier immer die Kassererin darauf aufmerksam machen, ob es eine „Guthabenkarte“ – debito – oder „Kreditkarte“ – credito – ist) und dann reißt die Kassiererin das Ding durch den Leser, als müsste irgendein Rennen gewonnen werden. Reaktion des Geräts: Fehler, nochmals versuchen.
Jetzt wird sie schon etwas gemächlicher mit der Ziehbewegung, Ergebnis: ditto! Der dritte Versuch erfolgt dann ganz langsam (als Techniker sieht man sofort, dass diese Geschwindigkeit für ein magnetisches Lesegerät nicht mehr ausreicht, um am Lesekopf irgendein brauchbares Signal zu erhalten) und – logisch – wieder nix.
Nun greift das Mädel in die Trickkiste: Unter der Kasse liegt eine Rolle hiesigen „Tesafilms“, von der ein Stück abgerissen und auf den Magnetstreifen geklebt wird. Inzwischen ist die Schlange an der Kasse beträchtlic angewachsen und erstes Murren wird hörbar. Höflich mache ich die Tastenfee darauf aufmerksam, dass es sich um eine neue Karte handele und irgendetwas mit dem Lesegerät nicht in Ordnung sein wird. Das wird gestikulierend verneint und ich werde belehrt, dass das mit dem Klebeband immer funktionieren würde (da meldet sich inmir wieder das Technik-Teufelchen zu Wort und flüster mir zu: Ach ja? Jetzt, wo durch das Klebeband der Abstand zum Lesekopf noch größer geworden ist, soll es plötzlich funktionieren?). Und wie ich schon vermutete, es klappt wieder nicht!
Etwas genervt zieht die Kasseuse nun den Klebestreifen von meiner Karte, holt unter der Kasse ein Klemmbrett mit einem fast vollen Formular heraus, notiert sich alle Daten von der Karte, den Rechnungsbetrag und schickt mich zur Hauptkasse, wo die Möglichkeit besteht, die Kartennummer manuell einzugeben und den Betrag zu verrechnen. Inzwischen wird in der Schlange offen gemurrt und zu anderen Kassen gewechselt (Aha, das sind die Kunden, die auch mit Karte bezahlen wollen).
Alle Tüten gepackt und ab mit der Rechnung zur Hauptkasse. Siehe da, auch dort eine lange Schlange und allemit demselben Problem: der Magnetstreifen kann nicht gelesen werden! Als ich dann nach weiteren 10 Minuten an die Reihe komme, will ich es wissen! Also frage ich die nette – wenn auch etwas genervt aussehende – Angestellte, ob denn an der Kasse X immer das Problem mit dem Lesegerät wäre. Die Antwort war dann niederschmetternd: Nicht nur die Kasse X, fast alle Kassen bräuchten neue Lesegeräte, aber der Chef will damit noch warten, weil die so teuer wären.
Das sind mir dann die richtigen Chefs! Wenn der wüsste, dass ihm seine Kunden nur wegen der Warterei an den Kassen flitzen gehen und bei den Mitbewerbern einkaufen, würde er wahrscheinlich schneller reagieren!
Aber keine Angst, das mit den Lesegeräten ist ein generelles Problem und hatte schon einmal dazu geführt, dass ich spät abends an 5 Terminals der BdB die Karte mit x Versuchen nicht gelesen bekam und – gegen hohe Gebühr – bei der Konkurrenz abheben musste!
Dieser Kommentar erreichte mich per Mail. Will ihn euch nicht vorenthalten!
Deine Ausdauerfähigkeit an der Kasse ist ja bewundernswert – ändert aber nichts an der Tatsache, dass so etwas einen Brasilianer im keinster Weise tangiert. Wäre wohl hier in D kaum denkbar.
Als ich das letzte Mal in Brasilien war, beauftragten wir einen Standbesitzer – eine Woche vor Abreise, uns ca. 10 Geschenkartikel anzufertigen – selbst aus Cocos hergestellt. Als wir dann am Vorabend unserer Abreise, die Geschenke abholten, guckte uns der Händler verdutzt an, da wir die Bestellung abholen wollten. Diese hatte er nämlich nicht erledigt – als meine brasilianschische verständnislose Frau nachfragte, warum er diese nicht erstellt hatte, antwortete er nur, jenes hätte er nicht so ernst genommen. Auf den von meiner Frau angesprochenen finanziellen Verlust, machte er sich keine weiteren Gedanken und schüttelte nur verständnislos den Kopf. Jenes nur zu Deinem Artikel an der Kasse.
Das ist ja ein ganz schönes Chaos, muss man ja mal sagen.