Wer kennt das nicht: Ein Institut für Wirtschaftsforschung oder wie in Deutschland das statistische Bundesamt prüft die Preise und errechnet daraus die Lebenshaltungskosten. Berücksichtigt werden das Grundnahrungsmittelpaket im Supermarkt, Krankenversicherung, Fahrtkosten usw. Und dann stellt eben dieses Institut fest, was man verdienen muss, um sich dieses statistisch gesehene, normale Leben leisten zu können. Und in diesem Monat kam man hier in Brasilien auf sagenhafte 5 Mindestlöhne.
Aber mal der Reihe nach. Das monatliche Grundnahrungsmittel-Paket (siehe unten), welches diesen Berechnungen zugrunde liegt, kostet hier in Paraná 163.16 R$ (ca. 63 Euro). Am teuersten ist das Paket in der Hauptstadt Brasilia mit 178.14 R$ (ca. 69 Euro), am billigsten ist es in Recife mit 126.03 R$ (ca. 49 Euro). Für Paraná entspricht dieser Betrag 54.39% des Mindestlohnes. Errechnet hat ausserdem das Institut DIEESE (Institut für Statistiken und sozialökonomische Studien), dass die Grundversorgung mit Lebensmitteln eines Ehepaares mit 2 Kindern in Paraná im Januar insgesamt 489.48 R$ (ca. 188 Euro) gekostet hätte. Dies sind 1.63 Mindeslöhne. Und wir reden hier eben nur von den Lebensmitteln.
Daher kommt das Institut mit seinen Berechnungen der gesamten Lebenshaltungskosten auf Zahlen, die in der Realität kaum in einer Lohntüte anzutreffen sind. Bezogen auf den nationalen Mindestlohn von 300 R$ (ca. 115 Euro), benötigt eine Familie im Durchschnitt für Miete, Strom, Wasser, Lebensmittel, Schulbildung, Hygiene, Kleidung, Gesundheit sowie Fahrtkosten und Vorsorgemassnahmen fast genau 5 Mindestlöhne, nämlich 1496.56 R$ (ca. 575 Euro).
Dies ist also die Kennziffer des benötigten Mindesteinkommens für eine 4-köpfige Familie. Aber diese hätte dann noch lange keinen europäischen Standard. Und doch verdeutlicht es ungemein, warum hier oftmals viele Generationen unter einem Dach leben. Nur durch die Ansammlung von 2, 3 oder 4 Gehältern lässt sich das Leben finanzieren. Alleine auf sich gestellt ist dies kaum zu schaffen. Eine schöne Betrachtungsweise dieses Problems habe ich im Blog von hendrix aus Florianopolis gefunden: „Es scheint so, als ob ohne die Familie als Grundstruktur ganz Brasilien innerhalb von 24 Stunden in sich zusammenfallen wuerde. Familie ersetzt hier Arbeitsamt, Sozialamt, Krankenversicherung, Bafoeg-Amt und was es sonst noch so im deutschen Sozialsystem gibt.“
Im April steigt nun der Mindestlohn auf 350 R$ (ca. 135 Euro). Gefordert wurden anfänglich von Gewerkschaften um die 400 R$ (ca. 154 Euro). Durch das Ansteigen des Mindestlohnes werden auch die Preise entsprechend steigen. Und in spätestens in 3 Monaten ist das derzeitige Verhältnis wieder hergestellt. Weit enfernt von jeglichem normalen Lebensstandard.
Grundnahrungsmittelpaket (Cesta Básica):
Fleisch – 6 kg
Milch – 7,5 l
Bohnen – 4,5 kg
Reis – 3 kg
Maniokmehl – 1,5 kg
Süsskartoffel – 6 kg
Tomaten – 9 kg
Brot – 6 kg
Kaffee – 600 g
Bananen – 90 Stk.
Zucker – 3 kg
Soja-Öl – 900 ml
Magarine – 750 g
Die Lebensunterhaltskosten sind Realität.
Die Mindestlöhne sind fern der Realität!!!
@Bagi:
Du hast natürlich vollkommen recht. Ich habe mich da ein wenig missverständlich ausgedrückt. Habe aber den Eintrag inzwischen korrigiert. Danke für den Hinweis!
hahah …. so war es nicht gemeint Dietmar. Natürlich war es richtig was Du geschrieben hast. Ich wollte aber auf die absurden Löhne aufmerksam machen.
Kannst meinen Beitrag gerne löschen. Der macht mit Deiner neuen Überschrift keinen Sinn mehr 🙂
Schönen Abend
@Bagi: Du hast mit beidem recht. Aber jetzt ist es deutlicher. Ich lösche doch nicht den ersten Kommentar, wo du deine WAHRE Email-Adresse angegeben hast! 🙂