Bei der UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 in Rio de Janeiro haben am Sonntag (17.) junge Delegierte mit spontanen Aktionen gegen die Streichung zahlreicher Abschnitte im geplanten Abschlußdokument protestiert. Im Konferenzbereich stellten sie unter anderem eine selbst gebastelte Puppe auf, an anderer Stelle protestierten sie mit zugeklebten Mündern gegen die Nichtbeachtung ihrer Vorstellungen.
Nachdem am Freitag die Vorverhandlungen ohne Ergebnis beendet worden waren, hatte Brasilien als Verhandlungsführer am Samstag einen deutlich gekürzten Entwurf eingebracht. In diesem fehlen unter anderem Passagen zur Aufwertung des UN-Umweltprogramms UNEP, die Einführung von Ombudsmännern sowie die Einrichtung eines Hochkommissariats für zukünftige Generationen. Vor allem der letzte Punkt wird derzeit von der aus verschiedenen Ländern zusammengesetzten Gruppe junger Leute heftig kritisiert.
In zahlreichen Sitzung wurde am Montag erneut über viele umstrittene Punkte des Papiers intensiv diskutiert, eine Einigung zwischen den Industriestaaten auf der einen und der in der Gruppe der G-77 zusammengeschlossenen Entwicklungsländern auf der anderen Seite scheint momentan nahezu unmöglich.
Der brasilianische Verhandlungsführer Luiz Alberto Figueiredo Machado hatte sich bei der Vorstellung des neuen Entwurfs noch äussert optimistisch gezeigt. Bis zum Eintreffen der Staats- und Regierungschefs am Mittwoch wolle man eine von allen Beteiligten unterstützte Fassung ausgearbeitet haben, in der keine offenen Punkte mehr vorhanden seien.
Schon im Vorfeld der größten UN-Konferenz aller Zeiten war der Rohentwurf – der sogenannte „Zero Draft“ – vor allem von Umweltschützern heftig kritisiert worden. Der im Laufe von mehreren Monaten auf über 200 Seiten angewachsene Entwurf beinhalte wenig Verbindliches und werde den Herausforderungen der Zukunft keinesfalls gerecht. Mittlerweile ist das Dokument auf 56 Seiten zusammengestrichen worden und dürfte dadurch den 193 UN-Mitgliedsstaaten deutlich weniger Verantwortung aufbürden als zuvor geplant.
Vom Mittwoch bis Freitag dieser Woche treffen sich über 115 Staats- und Regierungschefs im streng abgeschirmten Kongresszentrum Riocentro, um abschließend über das Papier rund um Nachhaltigkeitsstrategien und „grüne Wirtschaftsentwicklung“ zu diskutieren.