Ich bin nicht arm. Und meine Frau auch nicht. Eigentlich kenne ich gar niemanden, der arm ist. Wenn es nach der Definition „Armut“ geht. Denn diese scheint hier bei 65 R$ zu beginnen. Wer weniger als 1 Dollar (78 Eurocent) am Tag verdient, ist arm. Wer Salario Minimo, also 350 R$ oder umgerechnet 125 Euro verdient, zählt nicht mehr zu den Armen. Er zählt aber auch nicht zum unteren Mittelstand, dessen Einkünfte monatlich bei 1.000 R$ beginnen.
In meinem Artikel Mindestlöhne fern der Realität habe ich bereits im Februar dazu Stellung genommen:
Daher kommt das Institut mit seinen Berechnungen der gesamten Lebenshaltungskosten auf Zahlen, die in der Realität kaum in einer Lohntüte anzutreffen sind. Bezogen auf den nationalen Mindestlohn von 300 R$ (ca. 115 Euro)*, benötigt eine Familie im Durchschnitt für Miete, Strom, Wasser, Lebensmittel, Schulbildung, Hygiene, Kleidung, Gesundheit sowie Fahrtkosten und Vorsorgemassnahmen fast genau 5 Mindestlöhne, nämlich 1496.56 R$ (ca. 575 Euro)*.
* Stand/Wechselkurs vom Februar 2006
Sprich, 1.500 R$ braucht eine 4 köpfige Familie normal zum Leben, und wenn diese 260 R$ (4 x 65 R$) zur Verfügung haben, sind sie nicht mehr arm. Laut Statistik. Somit reicht der derzeitige Mindestlohn von 350 R$ vollkommen, um eine 5-köpfige Familie (5 x 65R$ = 325 R$) aus der Armutsstatistik herauszuholen. Das man damit mehr schlecht als recht überlebt, scheint dabei niemand zu interessieren.
Und dann dürfen die Politiker kurz vor der Wahl auch jenes vollmundig erklären, was die Nachrichtenagenturen dann mit Kusshand aufnehmen und publizieren: Armut in Brasilien auf niedrigstem Stand seit 25 Jahren (Associated Press).
Denn laut der Studie der Getulio-Vargas-Stiftung, die am Freitag in Rio de Janeiro ihre Ergebnisse veröffentlicht hat, befinden sich nur noch rund 42 Millionen Brasilianer oder 22,7 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Schwelle zur Armut. Vor drei Jahren lag der Anteil noch bei 28,1 Prozent. Und damit habe die Armutsrate den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen vor 25 Jahren erreicht. Dieser Erfolg wäre Präsident Lula da Silva und seinem Programm „Bolsa Família“ zu verdanken.
Ich sehe dies jedoch ein wenig anders. Für mich sind viel mehr Brasilianer „arm“. Aber vielleicht definiere ich ja auch Armut falsch …
**Bitte keine Kraftausdrücke!** alle ihr habt doch garkeine ahnung hier sindm mindestens 99% der leute unter der armutsgrenze guckt mal bei uns ion den usa und nehmt euch nen beispiel
editiert durch brasilblogger