In Brasilien hat der Endspurt im Kampf um das Präsidentschaftsamt begonnen. Am Sonntag sind erneut 135,8 Millionen Wahlpflichtige aufgerufen, um in der Stichwahl für die kommenden vier Jahre ihr neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. Zur Wahl stehen die Wunschkandidatin von Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva, Dilma Rousseff (PT) sowie der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, José Serra (PSDB). Zudem müssen in einigen Bundesstaaten auch die zukünftigen Gouverneure in einer abschliessenden Stichwahl ermittelt werden.
Im Rennen um den Einzug in den Palacio Planalto in Brasília hat nach letzten Umfragen weiterhin Dilma Rousseff die Nase deutlich vorn. Ihre Werte schwanken je nach Meinungsforschungsinstitut zwischen 56 und 58 Prozent der abgegeben gültigen Stimmen, ihre Konkurrent kommt darf lediglich mit 42 bis 44 Prozent rechnen.
Im ersten Wahlgang am 03. Oktober hatte die ehemalige Ministerin im Präsidialamt, die sich erstmalig in ihrem Leben einer Direktwahl stellte, mit 46,91 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen die notwendige absolute Mehrheit klar verpasst. Umfragen hatten die Sozialistin damals ebenfalls deutlich über 50 Prozent gesehen. Der eher rechts stehende Sozialdemokrat José Serra erzielte mit 32,61 Prozent ein Ergebnis in der Nähe der letzten Prognosen. Deutlich besser als erwartet hatte jedoch die ehemalige Umweltministerin Marina Silva von den Grünen mit 19,33 Prozent der Stimmen abgeschnitten. Ihre Zugewinne von fast 6 Prozent in Bezug auf die Umfragewerte haben laut Analysten den Sieg Rousseffs im ersten Wahlgang vereitelt.
In den vergangenen Wochen warben die beiden verbliebenen Kandidaten daher ausgiebig um die Wählerinnen und Wähler der Öko-Partei. Diese beschloss nach langer Diskussion, sich nicht als Königsmacher zu engagieren und enthielt sich überraschend einer Wahlempfehlung. Es wird nun davon ausgegangen, dass von den Unterstützern Silvas die Frauen eher zu Rousseff tendieren, Männer aus mit höherer Bildung aus der verbliebenen Gruppe eher zu Serra tendieren könnten.
Das brasilien Magazin wird am Sonntag den ganzen Tag über in einem Liveticker über die Wahlen 2010 in Brasilien berichten.
Fotomontage: brasilien Magazin