Der brasilianische Ausnahmefußballer Romário ist ab sofort Vollzeit-Politiker. Wie die nationale Wahlbehörde in Brasilien bestätigte, wurde der 44-jährige über die Landesliste des Bundesstaates Rio de Janeiro in das Abgeordnetenhaus in Brasília gewählt. Er erhielt mit 146.859 oder 1,84 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen das sechstbeste Ergebnis im Bundesstaat. Insgesamt hatten sich 821 Personen für die 46 Parlamentssitze beworben.
Mit über 1.000 geschossenen Toren ist „o baixinho“ – „der Kurze“, wie Romário aufgrund seiner nur 1,69m liebevoll genannt wird, einer der bedeutendsten Fußballer Brasiliens. 1994 wurde er an der Seite des späteren Nationaltrainers Dunga Fussball-Weltmeister. Im gleichen Jahr wurde er auch als Weltfußballer ausgezeichnet. 2004 wurde er zudem in die Liste der 125 besten lebenden Fußballspieler aufgenommen. In 70 Länderspielen schoss er für Brasilien 55 Tore.
2008 hatte er seine Profikarriere beim Verein Vasco da Gama zunächst beendet und fungierte danach an gleicher Stelle kurzfristig als Trainer. Im August 2009 kündigte er an, für den Zweitligisten América auf den Rasen zurückzukehren. Es blieb allerdings bei einem Spiel im November 2009, welches dem Club den Aufstieg verschaffte.
Romário trat erst im September 2009 der Sozialistischen Partei Brasiliens (PSB) bei und verkündete dies auf einer gross inszenierten Pressekonferenz. Zu diesem Zeit herrschte aufgrund des überraschend angekündigten Comeback ein hohes Medieninteresse an seiner Person. Kritiker warfen ihm daraufhin vor, durch die Rückkehr auf den Fußballplatz nur vorzutäuschen und in Hinblick auf eine mögliche Kandidatur bereits Wahlkampf zu betreiben.
In seinem Wahlkampf profitierte er von seiner hohen Popularität und verwies stets auf das runde Leder. Er wolle zukünftig weiter Tore schießen, nun jedoch „schöne Tore für Brasilien“. Vor allem setzt er sich für die Förderung von Kindern und Jugendlichen sowie für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in den Favelas durch Trinkwasserprojekte oder sozialen Wohnungsbau ein.
Bereits einen Tag nach der Wahl ist sowohl die Wahlkampf-Webseite nicht mehr erreichbar, auch Facebook-, Twitter-, YouTube- und Flickr-Account wurden überraschend geschlossen. Damit war es unserer Redaktion leider unmöglich, noch einmal offiziell nachzulesen, was er denn seinen Wählern alles versprochen hatte.
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