Der Kampf um das Präsidentschaftsamt in Brasilien geht in die zweite Runde. Nach Auszählung aller Stimmen kommt Dilma Rousseff (PT), Favoritin von Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva, auf 46,91 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Für einen Erfolg im ersten Wahlgang hätte die 62-jährige am Sonntag jedoch mehr als 50 Prozent der genau 101.590.153 abgegebenen gültigen Stimmen benötigt.
Ihr schärfster Konkurrent José Serra von den Sozialdemokraten (PSDB) liegt nach den vorläufigen Zahlen mit 32,61 Prozent deutlich zurück und damit ungefähr auf dem Niveau, welches die letzten Umfragen vermuten ließen. Die ehemalige Umweltministerin Marina Silva von den Grünen (PV) allerdings kommt mit 19,33 Prozent auf ein deutlich besseres Ergebnis als erwartet. Ihre Zugewinne gegenüber den letzten Prognosen vereitelten damit letztendlich den Wahlerfolg von Dilma Rousseff. Laut Analysten haben am Ende besonders viele bislang unentschlossene Wähler die Politikerin aus dem Bundesstaat Pará gewählt.
Die nun notwendige Stichwahl findet am Sonntag, den 31. Oktober 2010 statt. Dilma Rouseff und José Serra müssen damit erneut in den Wahlkampf einsteigen und um Wählerstimmen werben. Wen die Anhänger von Marina Silva am Ende unterstützen, ist noch völlig offen. Silva selbst hatte noch am Wahlabend erklärt, eine eventuelle Wahlempfehlung werde erst nach einer innerparteilichen Beratung erfolgen. Inwieweit die Basis vor Ort diese Vorgabe dann jedoch umsetzen wird, bleibt abzuwarten.
In Brasilien waren 135.804.433 Brasilianerinnen und Brasilianer aufgerufen, einen neuen Präsidenten, 27 Gouverneure, 54 Senatoren (zwei je Bundesstaat), 513 Abgeordnete für den Nationalkongress und 1.059 Abgeordnete für die Landesparlamente zu wählen. Insgesamt bestimmen die Wähler damit 1.654 Repräsentanten für die kommenden vier Jahre, lediglich die Senatoren werden für acht Jahre gewählt.
Sämtliche Wahlvorgänge werden an elektronischen Urnen durchgeführt, die bereits im Jahr 2000 eingeführt wurden. 400.001 der Urnen sind im Einsatz, weitere 57.000 Urnen standen als Reserve für mögliche Ausfälle zur Verfügung. Etwas mehr als 1.000 Geräte wurden nach Auskunft der obersten Wahlbehörde im Tagesverlauf ausgetauscht.
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