Präsidentschaftskandidatin Dilma Rousseff will den Wahlsonntag zum grossen Teil im Haus ihrer Tochter in Porto Alegre verbringen. Den Wahlausgang werde sie „in Ruhe“ abwarten, erklärte die 62-jährige nach der Stimmabgabe. Gegen 9:15 Uhr und damit rund 15 Minuten vor Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte sie sich in ihrem Wahllokal eingefunden. Ganz in rot gekleidet benötigte die ehemalige Ministerin im Präsidialamt weniger als eine Minute, um ihre sechs Stimmen abzugeben.
Anschliessend posierte sie extrem zuversichtlich für die zahlreich erschienen Medienvertreter. An ihrer Seite zeigte sich auch der Gouverneurskandidat der Arbeiterpartei in Rio Grande do Sul, Tarso Genro. Rousseff führt derzeit die Prognosen mit etwa 50 Prozent der gültigen Stimmen vor José Serra (31%) deutlich an und könnte so bereits im ersten Wahlgang siegreich sein. Selbiges wird auch Genro vorhergesagt. Er führt mit 52 Prozent klar vor dem Kandidaten der Demokraten (PMDB), José Fogaça (28%).
Viel Zeit für die Presse nahm sich die vermutlich kommende Präsidentin der Föderativen Republik Brasilien jedoch nicht. Schnell „dribbelte“ sie durch die Reporter und Kamerateams, indem sie völlig überraschend nicht wie vermutet den Seiteneingang sondern den Haupteingang für ihre „Flucht“ benutze. Laut ihre Pressestelle wird Rousseff jedoch nach einem gemeinsamen Mittagessen bei ihrer Familie nach Brasília aufbrechen.
Dilma Vana Rousseff wurde am 14. Dezember 1947 in Belo Horizonte geboren. Zuletzt bekleidete sie den Posten als Lulas Kabinettschefin. Die eiskalte Technokratin, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben einer Direktwahl stellt, begann früh sich politisch zu engagieren. Im Alter von 20 Jahren trat die Tochter aus bulgarisch-jüdischer Abstammung der sozialistischen Partei Brasiliens bei.
Während der Militärdiktatur beteiligte sie sich am bewaffneten Untergrundkampf. 1970 kam sie für mehr drei Jahre ins Gefängnis und wurde dabei auch gefoltert. Nach dem Ende der Militärdiktatur widmete sie sich wieder verstärkt der Politik und gehörte zu den Mitbegründern der Arbeiterpartei PT. Nach Lulas Wahlsieg 2002 holte der frisch gebackene Staatspräsident die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin als Energieministerin in sein Kabinett.
Nachfolgend einige Bilder aus dem Familienalbum der Rousseffs: