Brasilien hat angekündigt, im schwelenden Konflikt zwischen Venezuela und Kolumbien vermitteln zu wollen. Staatspräsident Lula da Silva verfolge die Entwicklung mit „grosser Sorge“, so ein Regierungssprecher am Donnerstagabend in Brasília. Das Staatsoberhaupt habe daher mit seinem Amtskollegen Hugo Chávez telefoniert und für einen diplomatischen Weg aus der Krise geworben.
Die brasilianische Regierung äusserte allerdings auch ihre Zuversicht, bereits in den kommenden Tagen eine Lösung für die Situation herbeizuführen. Staatspräsident Lula reist am 06. August nach Venezuela. Die beiden Präsidenten hätten in ihrem Telefonat vereinbart, den bereits vor längerer Zeit festgelegten Termin für ein ausführliches Gespräch über die weitere Entwicklung der Krise zu nutzen.
Hugo Chávez hatte am Donnerstag überraschend die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen und die Grenztruppen in Alarmbereitschaft versetzt. Man werde die rund 2.000 Kilometer lange Grenze sowie den Luftraum mit allen notwendigen Mitteln verteidigen, sollte dies notwendig werden, hiess es aus Caracas. Auch die venezolanische Botschaft in Bogotá wurde geschlossen. Sämtliche diplomatischen Vetreter Kolumbiens wurden zudem aufgefordert, das Land binnen 72 Stunden zu verlassen.
Chávez hatte mit den Massnahmen auf die Anschuldigungen aus Kolumbien in einer Dringlichkeitssitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) reagiert, Venezuela gewähre rund 1.500 FARC-Rebellen in gut einem Dutzend Lagern Unterschlupf. Caracas befürchtet nun eine kolumbianische Militäraktion auf dem eigenen Territorium, analog zu den Vorfällen in Ecuador im März 2008. Damals hatten Einheiten der kolumbianischen Armee ein Lager der FARC ohne Genehmigung und Rücksprache mit Quito hinter der Grenze bombardiert und dabei 25 Personen getötet.
Der Assessor für internationale Angelegenheiten im brasilianischen Präsidialamt, Marco Aurélio Garcia, hat die Entwicklung zwischen den beiden Ländern bedauert und ebenfalls Bemühungen zur friedlichen Beilegung des Konflikts angekündigt. Der Generalsekretär des Aussenministeriums, Antonio de Aguiar Patriota, der den sich auf einer Auslandsreise befindenden Aussenminister Celso Amorim vertritt, nahm zwischenzeitlich mit der kolumbianischen Interimsministerin für auswärtige Angelegenheiten, Clemencia Forero, Kontakt auf. Laut einer Pressemeldung habe Patriota in dem Telefonat die brasilianische Position dargelegt und Hilfe zur Beilegung der regionalen Krise angeboten.
Foto: Ricardo Stuckert/PR