Strom durch Wasserkraft in Amazonien – diesen Weg der nach eigenen Angaben „nachhaltigen Entwicklung der Region“ treibt die brasilianische Regierung unter Staatspräsident Lui Inácio Lula da Silva unablässig voran. Im Programm zur Beschleunigung des Wachstums PAC nimmt dabei das geplante Megakraftwerk Belo Monte am Rio Xingú im Bundesstaat Pará den zweitgrössten Einzelposten ein, nur übertroffen von der geplanten Schnellzugverbindung zwischen São Paulo und Rio de Janeiro.
Für die für die nationale Energieplanung verantwortliche Gesellschaft für energetische Studien (EPE) der Regierung ist das rund 11 Milliarden US-Dollar teure Projekt „fundamental“ um die Energieversorgung des Landes in den kommenden Jahren zu gewährleisten. Belo Monte soll nach den letzten Plänen das zweitgrösste Wasserkraftwerk Brasiliens werden, nur übertroffen von dem mit Paraguay gemeinsam betriebenen Kraftwerk Itaipu. Ist wäre damit das grösste allein betriebene Kraftwerk Brasiliens und von der Maximalleistung zudem das drittgrösste der Welt.
Am 20. April soll nun die Versteigerung der Konzessionen mit einer Laufzeit von 30 Jahren stattfinden. Ein erster Grundstein könnte bereits in diesem Jahr gesetzt werden, spätestens 2015 muss jedoch mit den Bauarbeiten begonnen werden, die Fertigstellung wurde für das Jahr 2019 festgelegt. Prinzipiell ist die Anlage auf eine Maximalleistung von 11.200 MegaWatt (MW) ausgelegt, im Regelbetrieb wird dieser Wert vermutlich nur während der dreimonatigen Regenzeit erreicht. In Trockenperioden könnte die Produktion sogar unter 1.000 MW fallen, so dass die Verantwortlichen derzeit mit einer durchschnittlichen Produktion von 4.500 MW rechnen.
Maurício Tolmasquim, Präsident Gesellschaft für energetische Studien (EPE) verteidigt trotz vieler kritischer Stimmen weiterhin das Projekt: „Brasilien ist ein Land, welches eine stets wachsende Nachfrage nach Energie aufgrund des Wirtschaftswachstums besitzt. Wir müssen neue Angebote schaffen. Derzeit nutzen wir einen Grossteil des Potentials im Südosten, Süden und Mittelwesten. 66 Prozent des erneuerbaren Potentials steckt jedoch im Norden. Und Belo Monte ist ein Kraftwerk mit einem grossen Potential und eine der fundamentalen Aufgaben [um die Energieversorgung zu gewährleisten].“
Laut Tomalsquim ist zudem die Mehrheit der direkt betroffenen Bewohner in der Region um Altamira, der grössten Stadt der fünf im Einzugsgebiet der Anlage gelegenen Gemeinden, für das Kraftwerk. Zudem werde der Gewinner der Ausschreibung alle von der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA geforderten Auflagen erfüllen, um die umliegende Natur zu schützen und zu bewahren. Seiner Meinung nach ist der geplante Standort „zweckmässig und notwendig“.
„In den letzten Jahren haben wir eine absurde Menge in thermoelektrische Kraftwerke investiert, was die Energiepreise erhöht hat. Lassen Sie uns die hypothetische Situation vorstellen, dass Belo Monte durch ein Erdgaskraftwerk ersetzt würde. (…) Die Emissionen an Treibhausgasen wären zweimal höher ganz zu schweigen von den Kosten für die Konsumenten. Belo Monte hat nicht nur alles um die Nachfrage in Brasilien zu erfüllen, sondern liefert auch noch soziale Vorteile und was am wichtigsten ist, dies mit einer sauberen und erneuerbaren Energie“ so Tomalsquim weiter.
Die Regierung in Brasília rechnet derzeit mit einem Maximalpreis von 83 Reais (ca. 35 Euro) je MegaWatt produzierte Energie. Den Zuschlag soll das Unternehmen erhalten, welches den niedrigsten Preis anbietet. Verschiedene grosse Gesellschaften wollen sich dafür zu einem Konsortium zusammen schliessen und gemeinsam bei der im April geplanten Versteigerung mitbieten.
Dabei kommen auf die Betreiber zunächst hohe Kosten zu. Neben der Genehmigung einer 30-jährigen Nutzung müssen die Betreiber rund 3 Milliarden Reais (ca. 1,25 Mrd. Euro) für Umweltschutzmassnahmen aufbringen, um die Schäden durch die Errichtung der Anlage so gering wie möglich zu halten. Die brasilianische Umweltbehörde IBAMA hatte in ersten Plänen lediglich die Hälfte gefordert, nach massiver nationaler und internationaler Protesten von Umweltschutzorganisationen wurde der Betrag dann verdoppelt.
Alle Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen. Nachdruck untersagt. Mit Informationen vom Nachrichtenportal G1. Symbolfoto: Hochspannungsleitungen am Kraftwerk Itaipu / Divulgação