Brasilien spielt bei der Umsetzung von Sozialprogrammen und dem Kampf gegen Kinderarbeit in Lateinamerika eine Vorreiterrolle. Zu diesem Schluss kommt die Internationale Arbeitsorganisation ILO, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Gerade die Bemühungen zur Ausrottung von Kinderarbeit dienten als positives Beispiel für einige Nachbarländer und sollten dort ebenfalls zum Einsatz kommen. In Brasilien müssen derzeit weiterhin rund 4,3 Millionen Kinder und Jugendliche einer illegalen Tätigkeit nachgehen, die Tendenz ist jedoch fallend.
Laut dem Leiter des ILO-Programms zur Beendigung von Kinderarbeit, Renato Mendes sind die meisten Kinder und Jugendlichen, die zum Arbeiten gezwungen sind oder werden, in landwirtschaftlichen Familienbetrieben, als Hausangestellte oder im urbanen Handel beschäftigt. Besonders in den Bundesstaaten Piauí, Maranhão und Tocantins sind dabei die höchsten Zahlen zu verzeichnen. Die jüngsten Daten zeigen zwar, dass die Zahlen in Piauí und Maranhão stetig fallen, in Tocantins steigen sie allerdings in letzter Zeit wieder an.
Die Direktorin des internationalen Programms zur Ausrottung von Kinderarbeit, Michelle Jankanish, fordert daher weitere Bemühungen der brasilianischen Regierung zur Beseitigung von „Sklavenarbeit“ bei Kindern und Jugendlichen. Ihrer Meinung nach muss Brasilien „neue Massnahmen schaffen“, um das Problem endgültig zu eliminieren. Damit spricht sie indirekt auch das Sozialprogramm Bolsa Família an, mit dem in Armut lebende Familien (mit Monatseinkommen eines Familienmitglieds zwischen 27 und 54 Euro) sowie in schwerer Armut lebende Familien (mit Monatseinkommen eines Familienmitglieds bis zu 27 Euro) direkt finanziell unterstützt werden.
Für die ILO soll das brasilianische Programm gegen Kinderarbeit PETI ebenfalls als gutes Beispiel für andere Länder dienen. Hier liegt der Schwerpunkt auf der sozialen Betreuung von Familien, in denen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren in illegalen Beschäftigungsverhältnissen angetroffen wurden. Durch verschiedene Massnahmen soll hier der „Rückfall“ verhindert und der Schulbesuch und die Ausbildung gefördert werden.
Am Montag hatten Brasilien sowie Bolivien, Ecuador, Paraguay und Ost-Timor gemeinsam mit der Internationalen Arbeitsorganisation Vereinbarungen über die Zusammenarbeit bei Projekten unterzeichnet, welche die Kinderarbeit in den jeweiligen Ländern weiter reduzieren soll.